Mittwoch, 30. August 2017

Dienstag, 22. August 2017

Künstliche Intelligenz, natürliche Dummheit


Wir alle haben sie schon erlebt: Eltern, die so vernarrt in ihren Nachwuchs sind, dass der nichts falsch machen kann. Ich meine: nichts. Das Gekrakel von Kindern, die ihren Wachsmalstift nicht gerade halten können, zeigt für solche Mamas und Papas, dass wir es mit einem Genie vom Range eines Rembrandts zu tun haben. Jede Fehlleistung belegt nur die gewaltige Begabung.

Hier ist natürlich die Rede von der Künstlichen Intelligenz, die scheinbar auch nichts falsch machen kann. Jeder vernünftige Mensch / Zeitungsleser weiß schließlich, dass sie gegenwärtig von Triumph zu Triumph eilt und sich anschickt, reihenweise Arbeitsplätze zu vernichten und sich nach und nach sämtliche intellektuelle Fähigkeiten des Menschen anzueignen. Geradezu grotesk klingt das bei Kai Schlieter. Das jüngste gescheiterte Experiment von Facebook, die einen natürlichsprachigen Chatbot für Verhandlungen entwickeln wollen, nahm er zum Anlass, in der Berliner Zeitung unter anderem folgendes vom Stapel zu lassen:

… Maschinen verwandeln Gehirnwellen in Postings, aus Facebook wird ein Bewusstseinskonzern, ein globales Netzwerk aus neuronalen Verschaltungen von Menschen und Maschinen …. Selbstlernende Software. Erschaffen aus exponentiell wachsenden Datenmassen und Rechenleistungen. … Diese Technik macht alle zuvor geschaffenen Werkzeuge überflüssig, weil sie deren Funktion automatisiert. Auch das wichtigste Werkzeug des Menschen: die Kognition, also Informationsverarbeitung. Juristen, Versicherungsangestellte, Journalisten verloren bereits ihre Jobs. KI ermöglicht die umfassendste Automatisierung von Arbeit in der Geschichte der Menschheit. … Selbstlernende Algorithmen erkennen Muster und Bilder besser als Menschen. … „Heute müssen wir Computer nicht mehr programmieren, sie programmieren sich selbst“, schreibt der Informatiker Pedro Domingos …
Und so weiter, und so fort. Ich verstehe schon, der angedrehte, geradezu apokalyptische Ton ist dem Feuilleton geschuldet. Mit drögem einerseits / andererseits kommst du heute nicht mehr weit. Mir geht es auch nicht darum, einen Kollegen auf dem Meinungsmarkt lächerlich zu machen, obwohl es in diesem Fall verlockend leicht fallen würde. Mir geht es um ein besseres, ideologiekritisches Verständnis: Welche Rolle spielt die Künstliche Intelligenz in der populären Vorstellungswelt?

Donnerstag, 3. August 2017