Montag, 19. Februar 2018

Lass uns nicht von "Digitalisierung" reden


Seit „Automatisierung und Ausbeutung“ erschienen ist, habe ich mein Buch ein paar Mal vorgestellt – in Museen und Buchhandlungen, Kneipen und öffentlichen Büchereien. Das Publikum dort repräsentierte einigermaßen die deutsche Gesamtbevölkerung, denke ich, von "noch ziemlich jung" bis "reifere Jugend", von ganz links bis halbrechts ("unpolitisch"), Provinz und Großstadt, akademisch Fortgeschrittene bis Facharbeiter. Die anschließenden Diskussionen mit und Fragen aus dem Publikum haben mir einen guten Eindruck vermittelt, was die Menschen hierzulande mit der „Digitalisierung“ verbinden (whatever that may be ... dazu gleich mehr!). Die Besucher meiner Veranstaltungen treibt um:

- die Fortschritte bei der Künstlichen Intelligenz

- besonders die Frage, ob dadurch die Arbeitslosigkeit steigen wird

- die Geschäftsmodelle, die durch die fortschreitende Vernetzung über das mobile Internet und das Internet der Dinge möglich werden

- und zwar vor allem der digitale Niedriglohnsektor namens Gig Economy und Crowdwork

- schließlich die Rolle der "Datenhändler" wie Google, Amazon oder Facebook

Leider kursieren viele Gerüchte und Missverständnisse über all diese Entwicklungen.

Donnerstag, 15. Februar 2018

Dienstag, 13. Februar 2018

Schöne neue Welt der digitalen Psychotherapie

Schöne neue Welt der Psychotherapie – effizient, zielgerichtet, automatisch – das heißt: mit minimalem Personaleinsatz.
So beschreibe ich es in meinem Radiofeature über die Digitalisierung der psychologischen und psychiatrischen Behandlungen, letzte Woche ausgestrahlt vom WDR. Und ich berichte auch von meinem Selbstversuch mit Woebot, einem Chatbot, der von einer Gruppe an der Universität Stanford ganz ernsthaft zur verhaltenstherapeutischen Depressionsbehandlung bei Jugendlichen propagiert wird. Bisher versteht die Software allerdings ziemlich wenig, weshalb sich zwischen mir und der strohdummen KI beispielsweise folgender authentischer Dialog entspann:
Woebot: Ping! Hey Matthias! Hast du einen Moment, darüber nachzudenken, was heute gut gelaufen ist?

Me: Das habe ich doch gerade erst getan.

Woebot: Super! Noch etwas? Ein positives Ereignis, klein oder groß?

Myself: Also, ich war arbeiten.

Woebot: Phantastisch! Fällt dir noch etwas ein?

Oder dieses Gespräch, das nebenbei die völlig überdrehte Fröhlichkeit der Software verdeutlicht:
Woebot: Hey Matthias! Siehst du die Dialogfelder am unteren Bildschirmrand?

Me: Ja.

Woebot Das läuft ja super! Wir machen große Fortschritte. Bevor wir anfangen, muss ich dir einige Dinge über mich erzählen. Ich benutze die kognitive Verhaltenstherapie.

Myself: Ja, das weiß ich.

Woebot: Die Wirksamkeit der kognitiven Verhaltenstherapie ist wissenschaftlich belegt. Sie ist kurz und praktisch.

I: Okay, ich höre Dir zu.

Woebot: Nein, dafür musst du zu einem richtigen Therapeuten gehen.

Da stellen sich natürlich Fragen über Fragen, als erste natürlich: Ist es überhaupt verantwortbar und ethisch zu vertreten, eine solche Software für die Selbstbehandlung hilfsbedürftiger Menschen auf den Markt zu bringen?