In meinem Buch spielt der bodenlose Anbau - Pflanzenbau in abgeschotteten Anlagen - die Rolle eines Leitmotivs. Der Rückzug vor der feindlichen Umwelt soll die Effizienz abermals steigern, gleichzeitig aber auch Schutz bieten vor Sturm, Hitze und Schädlingen. Dieser Trend findet sich auch in der Fleisch und Fischproduktion.
Geschlossene, daher geschützte Systeme verbreiten sich über den Obst- und Gemüsebau hinaus. Zum Beispiel werden Fische und Meerestiere zunehmend in einer »super-intensiven« Aquakultur an Land gemästet. Diese Entwicklung macht den Zusammenhang zwischen Heißzeit und technischer Innovation besonders deutlich: Die Aquakultur im offenen Meer hat lokale Lebensräume und Lebensgemeinschaften fast zugrunde gerichtet. Nun sucht die Branche nach einem Weg für den geordneten Rückzug – und will ihre Nutztiere gleich mitnehmen.Vor kurzem hatte ich die Gelegenheit, eine Aquakultur-Kreislaufanlage auf dem Festland zu besuchen. Meine Reportage ist nun im Freitag erschienen. Es geht darin um die unvermeidliche Ökobilanz - klare Antwort: kommt drauf an! -, die allmähliche Entwicklung der Fischzucht zu einer Tierindustrie und nicht zuletzt um die Fische, die eine künstliche Umwelt bewohnen.
In der Halle ist es dunkel und still. Nur die elektrischen Pumpen und Ventile sirren leise und monoton. Der schmucklose Raum könnte ebenso gut als Fabrikhalle dienen. Aber statt Maschinen stehen hier meterhohe Becken aus grünem Hartplastik. Darin etwa einhunderttausend Liter Wasser, darin wiederum einhunderttausend Fische. Zander, genauer gesagt. Ihre Schuppenhaut schimmert silbrig grün und blau. Die kreisrunden Augen leuchten wie die von Katzen, wenn sie das Licht einer Taschenlampe trifft.
Als die Tiere ein elektronisches Piepen hören, geraten sie in Aufregung. An einer Schiene an der Hallendecke entlang fährt, mit einem unangenehm kreischenden Geräusch, eine Art Roboter. Die Zander schwimmen in die Mitte der Becken, drängeln sich um die besten Plätze unter der Schiene. Kleine Kügelchen Fertigfutter fallen nach unten, die Fische schnappen sie, bevor sie im Wasser versinken.