Donnerstag, 23. Oktober 2008

Bildungsverhinderung

Als ich vor ein paar Tagen über die Bildungsmanie der Regierung geschrieben habe, wurde mir unsachliche Polemik vorgeworfen. Da hieß es:
Mittlerweile kommt kein sozialer Missstand mehr öffentlich zur Sprache, ohne dass er mit "Bildung" verknüpft würde. Statt der alten, herkömmlichen Armut herrscht "Bildungsarmut", "Bildungschancen" sind ungleich verteilt und unter den Einwanderern grassiert angeblich die "Bildungsverweigerung". Der gegenwärtige Werbesprech der Kanzlerin, die gerade von einer "Bildungsreise" durch die Bundesrepublik zurückgekehrt ist – pardon: "durch die Bildungsrepublik" - treibt nur auf die Spitze, was seit den 90er Jahren Gemeingut ist: Ob Jugendkriminalität, Armut oder Arbeitslosigkeit, die Bildung soll es richten.

Das war ein sanfter Spott gegen den Kommentar von Jürgen Kaube in der FAZ von heute:
Vielleicht ist es ja doch ganz falsch, bei der Bildungskatastrophe immer nur an Leute am unteren Rand der Einkommens- und Zertifikatsverteilung zu denken. Wie bildungswillig und belesen muss man sich Leute vorstellen, die allen Ernstes den sozialen Aufstieg ganzer sozialer Schichten durch deren bessere Beschulung in Aussicht stellen? ... Zahlen, Zertifikate, Reklame – gemeinsam ist all dem die Zugehörigkeit zur Welt bloßer Symbole. Bildung im öffentlichen Wortgebrauch, das bedeutet gar nichts, das tut nur so. Das Gerede über sie ist insofern an ihrer Verhinderung beteiligt.

Was soll ich sagen? Danke.