Mittlerweile bin ich ja schon recht lange im journalistischen Geschäft: Das Fell wird dicker, die Ansprüche dünner. Aber manchmal passiert dann doch wieder etwas, was mir die Sprache verschlägt.
Lieber Herr Becker ...
schreibt die Redakteurin - na, das fängt doch schon mal gut an!
... ich finde Ihren Vorschlag interessant, bitte machen Sie uns einen Beitrag ...
Alles klar!
Da Sie noch nie für uns gearbeitet haben, bitte ich Sie um Verständnis, dass wir Ihren Beitrag erst als endgültig eingekauft betrachten, wenn er als Audio fix und fertig von uns abgenommen ist.
Stocken, staunen, noch mal lesen! Steht wirklich da.
Ich finde das gut! Die Bezahlung sollte viel öfter vom Erfolg abhängen! In diesem, meinem Fall hieße das dann wohl, eine Bezahlung gibt es, wenn das "fix und fertig" produzierte Radiostück Gefallen findet. Oder auch nicht. So wird die Arbeitszeit niemals langweilig, es bleibt spannend: Wird es nach einer Woche Recherche, Interviews, Produktion Geld geben? Oder doch nicht?
Nur einen Vorschlag hätt ich noch - warum dieses innovative Prinzip auf die freien Journalisten beschränken? Warum nicht den Lohn der Redakteure an die Zuhörer-Quote koppeln? Da ist noch Potenzial, um die Arbeitsbedingungen im Medienbereich tiefer in den Abgrund zu treiben.