Lässt sich Krankheit durch gesundes Leben verhindern? Was hält uns überhaupt gesund, was macht uns krank? Seit gestern ist mein neues Buch zum Thema in allen gut sortierten Buchläden erhältlich.
Mein Buch beschreibt die Entstehung des Präventionsgedankens als Teil der staatlichen Bevölkerungspolitik, Sinn und Unsinn der medizinischen Vorbeugung und die stete Ausweitung eines medizinischen Blicks auf den eigenen Körper - unter anderem.
Gerade hat TED Talks einen interessanten Vortrag von Rishi Manchanda veröffentlicht, der sich um eine ähnliche Frage dreht.
Der Stil von TED Vorträgen ist gewöhnungsbedürftig und Manchandas Rhetorik ist mir persönlich zu pathetisch. Aber er betont zu Recht eine wichtige Erfahrung, mittlerweile vielfach belegt: die Grundlagen unserer Gesundheit werden nicht in der Arztpraxis oder dem Krankenhaus gelegt. Sie ist das Resultat unserer Lebensbedingungen, unserer Wohnung und Arbeit, unserer sozialen Beziehungen. Die Medizin kommt zum Einsatz, wenn das sprichwörtliche Kind in den Brunnen gefallen ist (und dann ist sie mal mehr, mal weniger erfolgreich). Erfolgreiche Krankheitsbekämpfung auf der Ebene der Bevölkerungen muss zu den Quellen, ihren Ursachen vorstoßen - moving upstream, wie es auf Englisch heißt.
Das ist keineswegs neu, sondern seit langem weitgehend Konsens der Public health-Forschung. Damit stellt sich aber die unbequeme Frage, welchen Beitrag der medizinsche Stand überhaupt dazu leisten kann, Krankheit zu bekämpfen. Rishi Manchanda plädiert hier für eine Art advocacy: Mediziner sollen die Symptome der Krankheiten behandeln, die aus den Lebensbedingungen der Patienten entstehen - da stimmte ich natürlich zu! - und ansonsten wie Sozialarbeiter dafür sorgen, dass die Kranken ihre Lebensbedingungen verbessern können. Ich bezweifle, dass Ärzte dazu geeignet sind. Und wer wissen willen, warum, erfährt in Mythos Vorbeugung mehr.