Ich habe mir bei diesem Text viel Mühe gegeben, das Problem einfach und prägnant darzustellen. In der Digitalisierungsdebatte wird zu oft mit mäandrierendem Soziologensprech Tiefsinn vorgetäuscht.
Die Debatte über Datenverarbeitung, Informationstechnik und Wissensgesellschaft krankt daran, dass die zugrundeliegenden Begriffe ganz unscharf verwendet werden, obwohl es gerade auf ihren Unterschied ankommt ... Wissen lässt sich nicht sinnvoll mengenmäßig bestimmen. Erving Goffman prägte den schönen Satz, es sei von allen Dingen am schwierigsten zu bewachen, "denn es kann gestohlen werden, ohne es wegzunehmen." Für die Produktion von Stahl ist Wissen ebenso notwendig wie Kohle, aber im Gegensatz zur Kohle wird es nicht durch seine Anwendung zerstört. Es kann nicht von lebenden Individuen abgetrennt werden. Um ihr Wissen zu teilen, müssen diese es entäußern – weniger gestelzt ausgedrückt: es aufschreiben oder aussprechen –; im günstigen Fall wird es zum Wissen anderer Menschen werden. Das Vervielfältigen von Computerdateien an sich vergrößert dagegen das Wissen kein bisschen. Menschen müssen sich die Fülle der Informationen erst aneignen. Kurz, Wissen ist das Ergebnis von Verstehen, Begreifen und Erfahren. Wir können den Analphabetismus nicht bekämpfen, indem wir ganz, ganz viele Bücher drucken.