Eine Internet-Plattform setzt Nutzerdaten in Wert. Sie verdient an Informationen - und das ist nicht wirklich einzusehen. Warum sollte eine Suchmaschine Geld dafür bekommen, dass sie weiß, was die Leute interessiert? Wieso darf sie - um nur ein Beispiel zu nennen - Künstliche Intelligenz mit Daten entwickeln, die sie geschenkt bekommt, und das fertige Produkt monetarisieren?Mir geht es vor allem um das Medienökonomische in diesem Text. Angetrieben wird die Reformdebatte aber von der Angst vor ausländischer Einflussnahme auf die einheimische Bevölkerung - "der Russe!" - und, allgemeiner gesagt, durch die immer schärferen zwischenstaatlichen Spannungen. Das World Wide Web zerfällt zusehends in "nationale Intranets", das Internet fragmentiert tendenziell. Das klingt dramatisch - aber es ist der Dramatik der Situation angemessen. Die großen Machtblöcke bekommen jeweils eigene Plattformen, eigene Shopping-Netzwerke, Instant Messaging- und Microblogging-Dienste und Blog-Anbieter. Russland sperrt Telegram, Frankreich entwickelt aus Angst vor Spionage einen eigenen Messenger, ebenso der Iran. Die Regierung kämpfen um die Kontrolle der Öffentlichkeit.
Sofern sie Datenhändler sind, informieren die Plattformen das Gemeinwesen darüber, was das Gemeinwesen denkt und tut und wie es sich fühlt. Es handelt sich also um ein Selbstgespräch, für das allerdings Gebühren anfallen. Die Plattformen verkaufen uns, was wir eigentlich bereits haben - ein echter Treppenwitz! Sie sind genau betrachtet nicht einmal kapitalistische Unternehmen im engen Sinne, sondern sozusagen die Grundherren des digitalen Raums, die "Informationsrenten" eintreiben (wie der Ökonom Ralf Krämer es nennt). Sie errichten einen Zaun um ihren Marktplatz und verlangen von den Händlern Eintrittspreise.
Freitag, 11. Mai 2018
Facebook, Twitter und Co.: Regulieren, aufspalten oder verstaatlichen?
Telepolis bringt einen Beitrag von mir zur Reform der Sozialen Medien.