Bei Telepolis habe ich die Debatte um die "Silvester-Krawalle" (for want of a better word) kommentiert.
Die vermeintlichen Parallelgesellschaften einer sogenannten Mehrheitsgesellschaft einander gegenüberzustellen, ergibt keinen Sinn. Alle teilen haargenau dieselben Werte: ökonomischer Erfolg und Konsum, Macht und Durchsetzungsvermögen. Drei bis vier Jahrzehnte Neoliberalismus haben Spuren hinterlassen, auch in den armen und migrantischen Stadtvierteln. Unterschiedliche Bevölkerungsgruppen leben für sich und sprachlos nebeneinander her. Gesten der Solidarität sind rar.Die Ausschreitung nimmt entsprechende Formen an. Aufgrund eigener Beobachtungen möchte ich vom "neoliberalen Riot" sprechen. Die Scheiben von Bushaltestellen gehen zu Bruch, während hochpreisige Fahrzeuge unbeschädigt bleiben. Andererseits kann der neoliberale Riot (wie in London im Jahr 2011) in direkte Aneignung übergehen, wenn Gruppen Einzelnen oder Schwächeren ihre Fahrräder, Mobiltelefone oder Geld rauben. Gegenüber der Polizei dominiert das Spielerische, Zweideutige, Rückt sie vor, trifft sie nicht auf eine Front, der Mob solidarisiert sich nicht, sondern zerstreut sich. Die Gewalt ist tendenziell individualistisch und spektakulär.