Martin Wagner konstatiert ein Missverhältnis zwischen dem Verschwinden des Gehorsams als
expliziter Kategorie des öffentlichen Diskurses und dem hartnäckigen Nachleben seiner alltäglichen Erfahrung. Vom Straßenverkehr über die Schule bis zum Steuerwesen und der Realität des Arbeitsplatzes werden wir regelmäßig mit Situationen konfrontiert, in denen uns Gehorsam abverlangt wird – wobei die Verwendung des Wortes hier doch heute in der Regel seltsam verstörend wirken würde.Gehorchen? Ich?!? Das Wort klingt archaisch, wenn alle tun, was sie sollen, dies aber aus tiefster Überzeugung. Reale Unterordnung, kritisiert der Autor zu Recht, werde in allen gesellschaftlichen Bereichen tabuisiert, eskamotiert oder beschönigt. Das ist ein wichtiger Hinweis angesichts des Erfolgs einer rechtspopulistischen Politik, die libertären Pathos mit autoritärer Ausgrenzung verbindet.
Ich habe das Buch für die Sendung Andruck beim Deutschlandfunk besprochen.