Und ich mitten im Gedränge, wie einst Bolle. Ganz so schlimm war es gestern nicht beim Vortrag von
Martin Küppers "Halbmond und Hakenkreuz", aber schlimm genug. Auf Einladung der
Berliner Gesellschaft für Faschismus- und Weltkriegsforschung sprach Küppers über die Zusammenarbeit von klerikal-nationalistischen Arabern und den Nationalssozialisten, argumentierte strikt ereignisgeschichtlich (will sagen: ohne "ideologiekritische" Analogien zwischen "Islamofaschismus" und Nationalsozialismus), um die Ausmaße der Kollaboration aufzuzeigen, und auch, daß bis zu ihrer Niederlage bei Al Alamain 1942 durchaus die Gefahr bestand, dass die Deutschen die Shoah auch in den Nahen Osten getragen hätten.
Der Vortrag war vielleicht etwas einseitig, insofern er die Deutschenfreundlichkeit im Nahen Osten überschätzt. (Jedenfalls ist das der Grundtenor der Rezensionen von "Halbmond und Hakenkreuz", das er zusammen mit Klaus-Michael Mallmann geschrieben hat; ich kenne das Buch nicht.) Richtig übel war die Reaktion des Publikums, das offenbar ausschließlich aus ehemaligen Historikern der ehemaligen DDR bestand. Von der unsäglichen und unausrottbaren Behauptung, Araber könnten keine Antisemiten sein,
schließlich sind sie selber Semiten,
bis zu den ebenso unausrottbaren Legenden über die "Zusammenarbeit" von Zionisten und Nazis war alles vertreten. Der Höhepunkt war schließlich der Diskussionsbeitrag eines Professors, der von oben herab dem Kollegen Cüppers eine schlampige Arbeitsweise bescheinigte - um dann seine differenzierte Version der Geschichte der Palästinenser darzulegen:
Sie wurden erst von den Osmanen bedrückt, dann von den Briten und dann kamen auch noch die Zionisten.
Es tut der Wissenschaft nicht gut, wenn das berufliche Fortkommen von den gewünschten Meinungen abhängt.
Amin al-Husseini und Heinrich Himmler