Samstag, 30. August 2008

Erst der Kapitalismus hat mit der einheitlichen Wirtschaftsstruktur für die ganze Gesellschaft eine – formell – einheitliche Bewusstseinsstruktur für ihre Gesamtheit hervorgebracht. Und diese äußert sich gerade darin, dass die Bewusstseinsprobleme der Lohnarbeit sich in der herrschenden Klasse verfeinert, vergeistigt, aber eben darum gesteigert wiederholen. Der spezialistische „Virtuose“, der Verkäufer seiner objektivierten und versachlichten geistigen Fähigkeiten, wird aber nicht nur Zuschauer dem gesellschaftlichen Geschehen gegenüber (...), sondern gerät auch in eine kontemplative Attitude zu dem Funktionieren seiner eigenen, objektivierten und versachlichten Fähigkeiten. Am groteskesten zeigt sich diese Struktur im Journalismus, wo gerade die Subjektivität selbst, das Wissen, das Temperament, die Ausdrucksfähigkeit zu einem abstrakten, sowohl von der Persönlichkeit des „Besitzers“ wie von dem materiell-konkreten Wesen der behandelten Gegenstände unabhängigen und eigengesetzlich in Gang gebrachten Mechanismus wird. Die „Gesinnungslosigkeit“ der Journalisten, die Prostitution ihrer Erlebnisse und Überzeugungen ist nur als Gipfelpunkt der kapitalistischen Verdinglichung begreifbar.
(Georg Lukàcs, Geschichte und Klassenbewußtsein)

Freitag, 29. August 2008




Vorbildliche Intervention im öffentlichen Raum

Gut gegeben, Dath!

Dietmar Daths Lenin-Koketterie nervt micht, aber in diesem Interview mit der WELT (!) schlägt er sich tapfer.

WELT ONLINE: ... Woher kommt diese Schwermut der jüngeren Intellektuellen angesichts einer einzigartigen Wohlstands- und Freiheitstendenz der letzten 30 Jahre?

Dath: Ich kenne keine Schwermut. Ich habe Spaß beim Arbeiten, auch dann, wenn die Gegenstände meiner Arbeit finster sind. Die Wohlstands- und Freiheitstendenz der letzten 30 Jahre habe ich bei der Zerschlagung des Bildungssystems, der Auflösung des Gesundheitssystems, der Homogenisierung der Medienlandschaft, der Beseitigung aller Resterrungenschaften der alteuropäischen Arbeiterbewegung, der Installierung von Überwachung seitens staatlicher und wirtschaftlicher Organe auf einem technischen Stand, von dem Stalin nur träumen konnte, und all den anderen Gags der jüngsten Zeit wahrscheinlich verpennt.

Samstag, 23. August 2008

Das böse Wort mit K

Die Bildungsbürgerblätter lassen ihre Rezensenten die Bücher ja immer noch richtig lesen. Keine Ahnung, ob die KONKRET zu ihnen gehört, jedenfalls habe ich mich durch die (gefühlt 2 000, in Wirklichkeit immer noch:) 500 Seiten von Saskia Sassens "Paradox des Nationalen" gekämpft, das im Frühjahr erschien. In der nächsten Ausgabe soll mein Text dann endlich erscheinen. Die ZEIT war etwas schneller.
Auch ihr Buch ließe sich als "Asssemblage" beschreiben. Ein Zusammendenkort. Sie umkreist, gibt einfach keine Ruhe und endet bei keiner schlichten Erklärung.

Wie die nicht-schlichte Erklärung lautet, behält Gunther Hofmann für sich. Ist auch wirklich nicht einfach, sie aus Sassens aufgeblasener Soziologenprosa zu filtern. Aber konfus ist das Buch, da hat er recht.

Mittwoch, 20. August 2008

Dagong Mei

Gestern ist in der Frankfurter Rundschau meine Besprechung von Pun Ngais und Li Wanweis Buch "Dagongmei: Arbeiterinnen aus Chinas Weltmarktfabriken erzählen" erschienen. Leider ein bißchen kurz geraten ...

Montag, 4. August 2008