Bei Telepolis ist diese Woche ein Artikel von mir über die sogenannte elektronische Fußfessel erschienen.
Ich stelle in Grundzügen dar, auf welche Art und zu welchem Zweck die Justizbehörden die Funküberwachung einsetzen, und versuche, mit einigen technofuturistischen, aber falschen Vorstellungen aufzuräumen (zum Beispiel mit der, dass in Deutschland bereits GPS-Bewegungsprofile von Strafgefangenen angefertig würden). Ich komme nämlich immer mehr zu der Überzeugung, dass der Überwachungsdiskurs, wie ihn hierzulande Linke - Linksliberale - Liberale führen, ihrer Sache keinen Gefallen tut.
Man vergleiche die Kritik der Gentechnik. Jörg Djuren von HalluziNoGene bringt das Problem auf den Punkt:
Linke Basisaktivistinnen bekräftigen oft noch den naturwissenschaftlichen Größenwahn, indem sie ihm Angstphantasien entgegen setzen. In der Gentechnikkritik ist das zwar zum Teil inzwischen begriffen worden, die gleichen Fehler feiern allerdings zur Zeit ihre Wiederauferstehung im Kontext der Debatten um Neurobiologie und Nanotechnologie. Eine Kritik auf Basis von Bedrohungsszenarien reproduziert aber ideologische Setzungen und bedient damit die Interessen, die dazu geführt haben. Wer Züchtungsphantasien von >Übermenschen< und die Gefahr einer genetischen Ausrottung von Normabweichung ernsthaft diskutiert, tanzt mit ums Gen. Die Gefahr liegt jedoch nicht so sehr in der Technologie, sondern in ihrer diskursiven Wirkung.
Ganz ähnliche Effekte – Machbarkeitswahn versus Angstfantasie – finden sich auch beim Reden über Überwachungstechnologie. Allerdings ist hier die Grenze zwischen Wahn und Wirklichkeit schwerer zu ziehen. Während die Behauptung, durch Genrekombination ließen sich beliebige Merkmale von Lebewesen erreichen, sich nach und nach als Humbug herausstellt (für mein Empfinden quälend langsam!), machen die neuen Überwachungstechniken wirklich eine neue Qualität von Herrschaft möglich.
Wen meine vermischte Meinungen (on the fly) interessieren, sie stehen hier.