Wir haben es mit drei Gruppen von Sicherungsverwahrten zu tun. Die Zahl der kleinen Lichter, die eher lästig als gefährlich sind, ist stark gesunken. Dann ist eine Reihe Leute darunter, die sich ihre Sicherungsverwahrung sorgfältig erarbeitet haben: Fünfzigjährige, bei denen schon die Jugendhilfe versagt hat und die fast ihr ganzes Leben im Gefängnis verbracht haben, Dissoziale mit einer klassischen kriminellen Karriere. Aber das sind nicht unbedingt spezielle Sexual- oder Gewalttäter. Schließlich gibt es Einzelne, die ein hochgradiges Gefahrenpotential habe, weil sie sich nur als tüchtig empfinden, wenn sie andere zerstören. Das sind vermutlich jene, an die das Verfassungsgericht denkt, wenn es von einer konkreten Gefahr neuer Taten spricht: Täter, denen das nächste Verbrechen auf die Stirn geschrieben steht.Die zweite Gruppe derjenigen, die schon in früher Jugend, teilweise in ihrer Kindheit Erfahrungen mit Heimen, Psychiatrien und Knästen machen, ist wohl die größte. Ich bin mir nicht sicher, ob Kröber es so meint, aber meiner Ansicht nach sind sie der beste Beweis, dass Gefängnis eben nicht "resozialisiert".
Zu dem gegenwärtigen Trend, ehemalige Sicherungsverwahrte in geschlossene Psychiatrien zu verfrachten, sagt Kröber:
Ziemlich beunruhigend ist, dass es eine Frage der sicherheitspolitischen Opportunität werden könnte, wie weit oder eng man die Grenze von "psychische Störung" ziehen möchte. Nach den etablierten Diagnose-Manualen ist auch Rauchen eine psychische Störung.In der gegenwärtige Debatte ist Kröber eine ziemlich einsame Stimme der Vernunft - gerade weil er auch unangenehme Wahrheiten ausspricht:
Man muss versuchen, sie auch außerhalb der Haftanstalt sozial einzubinden. Sie müssen wissen, es ist nicht egal, was ich mache, andere interessiert das. Dafür braucht es ein dichtes Netz aus Kontakten, betreutes Wohnen, eine tagesstrukturierende Tätigkeit, Bewährungshilfe, Vereine. Das ist erfolgversprechender als der Versuch, Menschen therapeutisch zu behandeln, die fünfzig Jahre lang unbehandelbar waren.