Freitag, 6. Januar 2012

Junge Welt doch nur politisch verwirrt?

Die Zeitung hat sich mittlerweile zum Vorwurf geäußert, ein Mitarbeiter hätte eine Email, mit der die Besetzer der Brunnenstraße vor der Räumung gewarnt wurden, an die Polizei weitergeleitet.
Die junge Welt gibt keine Informationen an Behörden weiter. Nachfragen seitens der Polizei oder anderer Stellen müssen an die Chefredaktion oder die Geschäftsführung weitergeleitet werden. Mitarbeitern, die gegen diese eklatanten Grundsätze journalistischer Arbeit verstoßen, wird fristlos gekündigt.
Eben diese Grundsätze wurden beachtet. Das versicherte am Donnerstag der Kollege, der seit mehr als einem Jahr nicht mehr bei junge Welt arbeitet, auf unsere Nachfrage. Im übrigen verweisen wir darauf: Nach dem Publikmachen der E-Mail durch das Projekt »Brunnen 183« im Internet und dem jW-Bericht am 3. Dezember 2009 hatte das Berliner Landeskriminalamt die Redaktion über Monate mit Anfragen belästigt und bedrängt, das fragliche Schreiben herauszurücken, was in jedem einzelnen Fall mit Verweis auf die genannten journalistischen Grundsätze abgelehnt wurde.

Na, was denn nun? Die Bewohner der Brunnenstraße konnten sich auch nicht vorstellen, dass ein Polizist sie aus Sympathie vor der Räumung warnen würde. Nach der Räumung schrieben sie:
Ausschreitungen sollten provoziert werden, um der vorangegangenen Medienhetze ein Grundlage nachzuliefern. Vor diesem Hintergrund erscheinen die Warnanrufe vor der tatsächlichen Räumung und die an das Hausprojekt gerichteten Emails von einem angeblich wohlmeinenden Polizisten in einem anderen Licht. Wir sind davon überzeugt, dass eine gewalttätige Verteidigung des Hauses forciert werden sollte, um den zahlreich eingeladenen Pressevertretern ein gefährliches Terrornest präsentieren zu können. Zitat aus einer Email an die Brunnen183, von Mo. den 23.11.2009: „Ich bin zwar Polizist, solidarisiere mich aber mit der Linken Szene. Bitte vertraut mir und bereitet euch auf die Räumung vor, es sind 4 Hundertschaften für die Räumung vorgesehen, sowie ein SEK–Team."

Nun ist es nicht dasselbe, den Wortlaut zu veröffentlichen oder eine Email weiterzuleiten. Wie kam die Polizei also an die IP-Adresse? Und wie passt zur Theorie der provozierten Ausschreitungen, dass ein Beamter vom Dienst suspendiert wurde und vor Gericht wegen Geheimnisverrat angeklagt wird? Fragen über Fragen ...