"Es muss endlich etwas passieren", sagt Brigitte Kaiser. Sie hat sich von Anfang an auf die Seite der ehemaligen Langzeithäftlinge gestellt. Doch weder sie noch andere Befürworter wollen ihre Namen veröffentlicht sehen - ein Zeichen dafür, welch erschütternde Stimmung in dem Dorf mit sieben Straßen und keinem einzigen Geschäft herrschen muss.
In vereinzelten Fällen war die Bedrohung so groß, dass die Betroffenen Polizeischutz bekamen. "Man drohte uns, unser Haus würde angezündet werden", sagt Nicole Maurer*, eine junge Mutter. "Bei aller Zivilcourage - da liegt man nachts trotzdem wach. Und das Verrückte ist: Ich bange um meine Kinder - aber nicht wegen der Sexualstraftäter, sondern wegen des geballten Hasses einiger Nachbarn."
Vor wenigen Jahren wurde in Insel ein elfjähriges Mädchen missbraucht. Dorfbewohner rieten der Mutter des Mädchens damals, von einer Anzeige gegen den Jungen aus dem Ort abzusehen. "Und jetzt stehen ausgerechnet die in den Reihen der Protestler", sagt Nicole Maurer.
Einwohner, die so denken wie Nicole Maurer und Brigitte Kaiser, halten sich inzwischen zurück mit ihrem Engagement. "Wer Verständnis zeigt, wird sofort niedergebrüllt", sagt Eva von Angern, Rechtspolitische Sprecherin der Linksfraktion in Sachsen-Anhalt, "und das in einer Art und Weise, die mit Demokratie nichts zu tun hat". Man habe ihm den Zutritt zur letzten Dorfversammlung verweigert, sagt ein Mann, der sich für die verurteilten Sexualstraftäter einsetzt und Kontakt zu ihnen pflegt.
Samstag, 9. Juni 2012
Kinderfreunde und Frauenbeschützer
Julia Jüttner berichtet im Spiegel aus Insel in Sachsen-Anhalt, ein Dorf, dessen Bewohner bekanntlich zwei ehemalige Sicherungsverwahrte vertreiben wollen.