Mittwoch, 30. Mai 2012

"Verschwörungstheorien"

Als vor einigen Wochen mein Interview mit Yanis Varoufakis erschien, bekam ich öfters den Vorwurf zu hören, ich würde Verschwörungstheorien verbreiten. Varoufakis sagte nämlich unglaubliche Sachen wie
Ich habe wichtige Entscheidungsträger getroffen und bei meinen Gesprächen mit ihnen den Eindruck gewonnen, dass man in Frankfurt der einhelligen Meinung ist, dass Griechenland und Portugal aus dem Euro ausgeschlossen werden müssen, möglicherweise auch Irland, sobald die französischen Präsidentschaftswahlen am 22. April vorbei sind. Gleichzeitig, sagt man dort, soll die Europäische Zentralbank neue Milliarden in den Banksektor pumpen, damit Italien und Spanien in der Union bleiben können. ... Ich denke, die letzte Entscheidung ist noch nicht getroffen. Mir scheint es scharfe Gegensätze zwischen mindestens drei Machtzentren in Deutschland zu geben: "Frankfurt", "Berlin" und schließlich die deutsche Industrie.
Aus der Luft gegriffen? Gut zwei Monate später schreiben die deutschen Zeitungen unter anderem das
EU-Kommission will Banken unter Rettungsschirm holen - Ein Vorschlag der EU-Kommission sorgt für Optimismus an der Börse: Brüssel will strauchelnden Banken Geld aus dem Euro-Rettungsfonds ESM zukommen lassen. Das käme vor allem Spanien gelegen. Dax und Euro reagierten im Handel mit regelrechten Freudensprüngen auf den Vorstoß.
und das
"Für einen Totalschaden ist Griechenland zu klein" - Thomas Mayer, der scheidende Chefvolkswirt der Deutschen Bank, findet den Ausstieg Griechenlands aus der Eurozone beherrschbar.

Varoufakis wird sich leider kaum darüber freuen können, wenn er am Ende recht behält.