Mit einer
späten Besprechung im
Deutschlandfunk ordnet Walter van Rossum Frank Schirrmachers "Ego" ein. Van Rossum ist ein einflussreicher "anti-neoliberaler" Publizist und sollte also eigentlich die politische Stoßrichtung von Schirrmachers Traktat begrüßen. Trotzdem legt er den Finger in die Wunde - Schirrmacher übertreibt die Erfolge spieltheoretischer Strategien maßlos
Wahr ist, dass Tausende von Agenturen, Think Tanks, Brain Trusts, Werbekreuzzügler oder Abrichtungsphantasten genau daran arbeiten mögen, allein, wenn sich Ford gegen Opel durchsetzt, dann kann man das hinterher als Gewinnstrategie beschreiben, aber eben nicht vorher. ... der Kapitalismus tritt hier wie das Verhängnis einer antiken Tragödie auf, allerdings in einer Trash-Version - gewissermaßen wie die Killertomaten in einem amerikanischen B-Movie: Unseren Laboren entschlüpft, haben die bösen Früchte jetzt ihre triefend rote Herrschaft über uns errichtet.
Nicht nur das. Schirrmachers Argumentation ist ziemlich faktenfrei, hat aber trotzdem riesige Löcher. Van Rossum:
Man darf die These wagen, stünde nicht Frank Schirrmacher auf dem Umschlag, niemand würde es zur Kenntnis nehmen. Der Erfolg dieses Werkes hat garantiert nichts mit spieltheoretischer Rationalität zu tun, sondern im Gegenteil mit der allgemeinen großen Verwirrung
Insofern sagt der Erfolg von "Ego" einiges über das Niveau des bundesdeutschen Feuilletons.