Montag, 7. Oktober 2013

"Wenn ich einen Safe verkaufen will, brauche ich jemanden, der Angst hat"

Wovor fürchten sich die Deutschen wirklich? Am Wochenende ist mein Interview mit der Kriminologin Dina Hummelsheim bei Telepolis erschienen.


Im Herbst letzten Jahres führte Hummelsheim mit Kollegen vom Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht eine representative Bevölkerungsbefragung durch, bei der herauskam, dass die typischen Bedrohungsszenarien der veröffentlichten Meinung den meisten scheinbar ziemlich egal sind.
Hummelsheim: Sozioökonomische Probleme spielen eine beherrschende Rolle, wenn man von der Angst absieht, den Kontakt zu einer nahestehenden Person zu verlieren. Die wichtigsten Themen sind die persönlichen Finanzen und die Wirtschaftslage, und solche Ängste beeinflussen auch die Lebenszufriedenheit am stärksten. Von Straftaten betroffen zu werden, davor sorgen sich nach eigenen Angaben 14 Prozent, von Naturkatastrophen und terroristischen Anschlägen nur elf beziehungsweise zehn Prozent der Bevölkerung.
Die Kollegin Wissenschaftlerin wird selbst durch das (übrigens viel zu wenig umstrittene) deutsche Sicherheitsforschungsprogramm finanziert. Sie argumentiert entsprechend vorsichtig und findet Überwachungstechnik irgendwie, wenigstens unter gewissen Umständen schon hilfreich. Wichtig scheint mir, dass folgende Frage in dem Interview unbeantwortet bleibt:
Was nutzt es, Überwachungsanlagen zu entwickeln, wenn sich die Menschen vor der Altersarmut fürchten?