Mittwoch, 19. August 2009

"Es ist unheimlich schwer, Menschen für eine Serie von Streichungen und Kürzungen zu begeistern."

Wie kritisiert Herfried Münkler die Bundesregierung? So:
Merkel verwaltet die Krise lediglich, anstatt ihr einen Sinn und dem Land eine Perspektive zu geben. Wenn uns der Konsum nicht mehr antreiben kann, brauchen wir neue Ziele, die ergeben sich aber nicht einfach von selber.

So raunen also die Intellektuellen der Berliner Republik, heruntergekommen zu Politikberatern. Der Bevölkerung fehlt es nach Mythenforscher Münkler nicht an Zeit und nicht an Geld, nicht eine Alters- und Gesundheitsfürsorge, nein - an Geschichten.
Heldengeschichten rufen alte Erfolge ins Gedächtnis, sie zeigen, welche Krisen man schon gemeistert hat. Mythen schaffen Zutrauen, zu sich selbst und in die eigene Leistungsfähigkeit.

Und wie wir die vorletzte Weltwirtschaftskrise 1929 fortfolgende gemeistert haben. Das hat uns bisher keiner nachgemacht.
Im Vorfeld der Agenda 2010 ist mir klar geworden, wie dringend ein solches Reformprojekt auf motivierende Erzählungen angewiesen war, um in der Bevölkerung, vor allem aber in der Anhängerschaft der SPD Unterstützung zu finden. Es ist unheimlich schwer, Menschen für eine Serie von Streichungen und Kürzungen zu begeistern. Also kam es darauf an, damit Perspektiven und Hoffnungen zu verbinden, plus einer Geschichte, wo so etwas geklappt hat. Das habe ich damals auch mit dem Chef des Kanzleramts Frank-Walter Steinmeier diskutiert. Wir sind leider zu keinem vernünftigen Ergebnis gekommen.