Freitag, 14. März 2014

Bildung als mediale Ware

Aufnahmen für einen MOOC an einer US-Uni
Eben ist bei Telepolis "Bildung als mediale Ware", der zweite Teil meiner Serie über MOOCs und andere Formen der Internetbildung erschienen. Ich analysiere das Phänomen bildungs- und - weil's nun mal um Medien geht - medienökonomisch.
"Mediale Waren" wie Musik-CDs, Computerspiele oder Kinofilme sehen ganz unterschiedlich aus und werden auf verschiedene Arten vertrieben und konsumiert. Ökonomisch betrachtet aber haben alle gemeinsam, dass die Herstellungskosten pro Einheit immer weiter abnehmen, je mehr Einheiten hergestellt werden. Einen Spielfilm wie beispielsweise "Der Hobbit" herzustellen, ist eine schwierige, aufwändige und teure Angelegenheit. Wenn aber die Aufnahmen erst einmal "im Kasten" sind, sind die Kosten für die Vervielfältigung unerheblich.

Anders gesagt: Die Grenzkosten nehmen kontinuierlich ab, weil sich die Ausgaben für die Produktion des Originals auf immer mehr Kopien verteilen. Um es im Jargon der Wirtschaftswissenschaftler zu sagen, der Skalenertrag nimmt mit steigender Menge immer weiter zu.
Auch Unternehmen, die keine medialen Waren, sondern ganz handgreifliche Dinge wie beispielsweise Diesel oder Turnschuhe verkaufen, setzen auf den Skaleneffekt: Sie teilen die Arbeit möglichst effizient, sie lasten ihre Maschinen aus. Aber in keiner Branche sinken die Reproduktionskosten so kontinuierlich und so massiv wie in der Kulturindustrie. Der Medienökonom Jürgen Heinrich sprach deshalb treffend von einer "Blaupausen-Produktion".
... Die mediale Ware ist ein merkwürdiges Ding. Sie wird äußerst arbeitsteilig und kapitalintensiv hergestellt. Gleichzeitig muss sie Anteile von handwerklicher und künstlerischer Arbeit enthalten. In irgendeiner Art und Weise muss ein Spielfilm originell sein, um reproduziert zu werden.
An dieser Stelle bitte ich um eine kurze Denkpause.



Mal kurz nirgendwo klicken.



Danke. "Reproduktion und Originalität. Automatisierung und Kreativität." Das ist ein widersprüchliches und daher dynamisches Verhältnis.

Und reichen "Blaupausen" überhaupt aus, um einen funktionierenden Online-Kurs an den Start und dann den Kunden zu bringen? Anders gefragt, kann Unterricht wirklich "mechanisch reproduziert" werden, wie könnte das gegebenenfalls funktionieren? Das soll im nächsten Teil behandelt werden, und von der Antwort hängt unter anderem ab, wie viel von dem MOOC-Hype übrig bleibt.

Teil 1 der Artikel-Serie findet sich übrigens hier.