keinen klaren Bezug zur Wirklichkeit.Nun befragt die FAZ den deutschen Spieltheoretiker Manfred Milinski zur Krimkrise. Herr Wissenschaftler, sagen Sie mal was Spieltheoretisches für unsere Leser!
Wenn man davon ausgeht, dass alle rationale Spieler sind und eine Kosten-Nutzen-Analyse ihrer Optionen gemacht haben, dann ist Präsident Putin offenbar zu dem Schluss gekommen, dass sein Nettogewinn höher ist, wenn er die Krim annektiert.Vielen Dank für diesen Hinweis: Sofern der Putin rational ist, hat er auch rational gehandelt! Oder es war umgekehrt: Er hat sich eben rational verhalten, weshalb wir einen rationalen Spieler nennen dürfen. Aber sei es drum, wie soll der Westen mit Putin reden, Herr Wissenschaftler?
Jetzt müssten Obama und die europäischen Regierungschefs konsequent das umsetzen, was sie angedroht haben. Und zwar aus ganz rationalen Gründen. Der Ausschluss des russischen Präsidenten von den G8-Verhandlungen ist nur ein Anfang. Im Grunde muss es jetzt weiter gehen. Wenn nicht alle Strafmaßnahmen kommen, ist das für Putin quasi eine Einladung, weiterzumachen und die Ukraine vielleicht auch noch zu nehmen. Putin hat bis jetzt die Erfahrung gemacht, dass er Drohungen nicht ernst nehmen muss.Sie meinen also genau so, wie es am Stammtisch redet, ja? Ein Machtpolitiker wie Putin reagiert nur auf Macht, richtig?
Wenn Putin tatsächlich an die Umsetzung der Strafmaßnahmen geglaubt haben sollte, dann reichen diese offensichtlich nicht aus, die Kosten einer Annexion für ihn hoch genug zu treiben. Wichtig ist für den weiteren Verlauf, dass das jetzt auf europäisch-amerikanischer Seite eins zu eins umgesetzt wird. Es geht jetzt darum zu fragen, welche Optionen hat Putin in Zukunft. Der Westen hat sich unter Zugzwang gesetzt. Er muss die Strafen umsetzen, sonst ist die strategische Position ein für alle mal verloren.Also auf zur Mobilmachung! Ladet den Akku der Drohnen auf und holt schon mal die Gasmasken aus dem Keller! Irgendein Nash-Gleichgewicht wird sich schon einstellen.
... jetzt müssen erstmal die angedrohten Sanktionen umgesetzt werden. Schwierig wird es, wenn Putin weiter macht und nicht mit der Krim alleine zufrieden ist. Das will man sicher ausschließen. Dann muss man die Drohungen massiv verstärken.
Amerikanische Spieltheoretiker wie Herman Kahn oder John von Morgenstern haben sich im Kalten Krieg als Kriegstreiber hervorgetan. Dass es damals nicht zu einem offenen Krieg mit der Sowjetunion kam, ist bestimmt nicht ihrem mäßigend Einfluss auf die Entscheider zu verdanken. Milinski scheint sich in diese unselige Tradition einreihen zu wollen.