Mittwoch, 19. März 2014

Zur kulturellen Grammatik des "Nockherberg"

Der Bayer an sich will keine Revolution. Und keine Koalition. Und auch keine Opposition. Er will einen König, und den hat er endlich wieder.
Ist's möglich - ein kritischer Artikel bei Spiegel Online? Tina Angerer, eigentlich von der Münchner Abendzeitung, analysiert das Spektakel, dass in Bayern und seiner Hauptstadt unerhört wichtig zu sein scheint. Dabei handelt es um eine Art Karnevalssitzung.
Wenn am Nockherberg die Politiker verspottet werden, erst in einer Rede, dann in einem parodistischen Singspiel, dann sitzen die wahren Hauptdarsteller im Publikum, ihre Selbstdarstellung ist der eigentliche Reiz der Veranstaltung. Sie sitzen hierarchisch geordnet: zentral das bayerische Kabinett, die Opposition am Rande, mittig dafür die Wiesnwirte und andere wirklich Wichtige - bisher saß da auch ein Wurstfabrikant namens Hoeneß. ... Bislang saß er im Saal, ließ sich mit dem Ministerpräsidenten und dem Paulaner-Chef ablichten. Er ist zwar kein Politiker, aber er war der bewunderte Über-Bayer, der Nebenkönig aus dem Fußballreich: Er wird in der Rede vorkommen müssen. Nur wie?
Ganz wunderbar macht Tina Angerer das. Sie beschreibt die Inszenierung von Respektlosigkeit und Spontaneität bei gleichzeitiger strikter Witz-Kontrolle (nicht umsonst heißt der Titel: "Hier lacht der Chef!") und gleichzeitig erklärt sie die politischen Hintergründe. Feuilleton und politischer Kommentar zusammen sozusagen!