Freitag, 13. Dezember 2013

Dienstag, 10. Dezember 2013

Solange du die Füße unter meinen Tisch stellst, kommt mir kein Foucault ins Haus.
(Hier gefunden)

Sonntag, 8. Dezember 2013

Berlin, ewiger Winteranfang.

Mittwoch, 4. Dezember 2013

Spanien will das Fotografieren von Polizisten verbieten

Im Frühjahr habe ich in "Aus Politik und Zeitgeschichte" ein in Spanien geplantes Gesetz zur öffentlichen Sicherheit erwähnt.
Unter der Parole "Umzingelt den Kongress!" initiierten spanische Regierungsgegner im September 2011 eine Menschenkette rund um das Parlament in Madrid, um gegen weitere Sozialkürzungen zu protestieren. Im Zuge dessen kam es besonders in der Nacht zum 26. September zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten.
Eine Internetsuche liefert ein halbes Jahr später immer noch 1,2 Millionen Filme, ein großer Teil davon Amateuraufnahmen – verwackelte Bilder mit schriller, übersteuerter Tonspur, die stets die Gewaltanwendung der Polizisten in den Fokus nehmen: eine wahre Bilderflut polizeilicher Gewalt.
In den folgenden Tagen setzten diese Aufnahmen nicht nur die Regierung unter Druck, sondern auch die Polizeiführung. Eine knappe Woche später kündigte Ignacio Cosidó, der Generaldirektor der spanischen Polizei, in einer Rede an, die Regierung werde demnächst ein Gesetz erlassen, dass "die Aufnahme, Wiedergabe und Bearbeitung von Bildern, Tönen und Daten von Mitgliedern der Sicherheitskräfte und Staatsbeamten bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben" verbieten werde.
Seit November liegt der Entwurf für das Ley de Seguridad Ciudadana der spanischen Regierung nun vor. Tatsächlich soll, was sich viele liberale Spanier nicht vorstellen konnten, das Fotografieren von Polizeieinsätzen illegal werden und "in besonders schweren Fällen" mit einer Geldstrafe von bis zu 600 000 Euro belegt werden können.
Vielen Dank, Herr Regierungswissenschaftler, für diesen schönen neuen Arm. Weil der alte wurd mir ja weggeschossen, nicht wahr, da unten, in Afghanistan. Hab gehört, Sie bemühen sich um ein neues Gehirn für solche wie mich. Find ich gut. Weil ich schlaf nicht mehr so gut seitdem, und hab immer diesen Drang, meine Kinder zu schlagen.
Klingt zynisch? Niemand kann zynischer sein als Geoffrey Ling, bei DARPA stellvertretender Chef für 'Defense Science' - der Mann auf dem Foto, der seine beiden Arme noch hat.
All these guys and gals want to go back into the service. A lot of them can go back because we’ve got good prosthetic legs, and now we’ve got the prosthetic arm that’s really close to being Food and Drug Administration approved. But the thing with brain-injured guys — the thing that really keeps them out — is they can’t remember how to do certain motor tasks like drive a car or operate machinery. Now I don’t know if we are at that point, but if we can fix hearts, and we can fix badly broken bones, why can’t we fix part of the brain?

Montag, 2. Dezember 2013


Montag, 25. November 2013

Woran liegt es? An der völligen Ereignislosigkeit, an der unerträglichen Ödnis der deutschen Politik? Am gegenwärtigen Ausbleiben von Naturkatastrophen? Was immer auch der Grund sein mag, Spiegel-Online fängt an, richtig gute Schlagzeilen zu bringen:



Ja, das geht in die richtige Richtung. Ich hätte eine Menge Ideen für die nächsten Aufmacher:

Arbeit von Angestellten wird überwacht



Arbeiter bekommen Mehrwert nicht gezahlt



Spiegel-CVD, ruf mich an!

Mittwoch, 20. November 2013

Entfremdung, zeitgemäß


Angeblich fühlen sich höherqualifizierte Beschäftigte zunehmend als Hochstapler. Sie leiden unter dem Gefühl, sie seien ihren Aufgaben eigentlich nicht gewachsen, ihre Qualifikation habe mit ihren Aufgaben nichts zu tun, und sie haben Angst, als Hochstapler erkannt zu werden. Das Wallstreet Journal berichtet über solche "imposter fears", "Hochstapler-Ängste":
Imposter fears are common among men and women alike, research shows, and are blamed for an array of problems, from high college-failure and dropout rates to low female participation in math, engineering and science jobs. Separate from general emotional insecurity, imposter fears affect high achievers and tend to focus on worries about being exposed as a phony. These feelings can come up in many situations in the workplace—when an executive is called upon to accept a promotion, dig into a tough project, or give voice to a fledgling idea.
Der Artikel empfiehlt verhaltenstherapeutische Interventionen.

Ich sage: Dieses Syndrom hat das Zeug zur "Psychischen Störung der Woche". Sind wir denn nicht alle Hochstapler, wenigstens ein bisschen? Wer weiß denn noch, was er da eigentlich tut, im Krankenhaus oder der Sendeanstalt, als System-Administrator oder Stadtplaner?

Montag, 18. November 2013


Milos Rajkovic aka Sholim aus Belgard fertigt surrealistische Portraits als animierte GIF.

„Nötig ist mehr Forschung“

"Sexismustief nähert sich vom Atlantik"
Forschung ist wie Kokain: nie ist genug davon da! Schon immer haben die Studierenden auf den letzten Metern ihrer Abschlussarbeit stereotyp darauf hingewiesen, dass jetzt zwar einige, aber noch längst nicht alle Fragen geklärt seien. Dieses inkrementelle Wissenschaftsverständnis hängt mit der universitären Arbeitspraxis zusammen, auf vielfältige und widersprüchliche Art.

Montag, 11. November 2013

Was widerfährt eigentlich den Whistleblowern, die nicht bei der NSA gearbeitet haben?

Gestern war auf RBB Kulturradio mein Feature "Das schmutzige Nest - Was Whistleblower bewegt und was ihnen geschieht" zu hören. Ich habe versucht, die Aufmerksamkeit auf jene Hinweisgeber zu lenken, die weniger Schlagzeilen machen als Snowden, deren Enhüllungen Verhältnisse betreffen, die zwar schlimm, aber gar nicht unbedingt illegal sind. 
Geheimnisverräter wie Edward Snowden, die durch ihre Enthüllungen Staatsaffären auslösen, sind die Ausnahme. Whistleblower finden sich in allen gesellschaftlichen Bereichen. Es sind Finanzbeamte, Lastwagenfahrer oder Altenpflegerinnen, die aus Gewissensgründen Missstände aufdecken wollen und sich an die Öffentlichkeit wenden. Viele zahlen dafür einen hohen Preis.

Auf der Internetseite vom RBB kann übrigens eine Audiodatei der Sendung runtergeladen werden.


Freitag, 8. November 2013

Die "Strafsteuer für Dicke" ist eine Strafsteuer für die Armen.

Die Bild-Schlagzeile bringt ziemlich gut auf den Punkt, was konservative und sozialdemokratische Gesundheitspolitiker offenbar gerade aushecken.
Edgar Franke, Mitglied des Bundestags-Gesundheitsausschusses, zu BILD: „Übergewicht und Fettleibigkeit sind Hauptrisikofaktoren für Bluthochdruck, Herz- und Kreislauferkrankungen, Diabetes und Krebs. Eine Gesundheitssteuer auf besonders fetthaltige und zuckerreiche Nahrungsmittel wie Chips, Fastfood und extrem kalorienreiche Süßigkeiten würde das Ernährungsbewusstsein vieler Menschen mit Übergewicht schärfen und könnte so eine gesundheitspolitisch wünschenswerte Veränderung des Essgewohnheiten bewirken.“ Franke schlägt einen „Aufschlag in Höhe des halben Mehrwertsteuersatzes“ auf Produkte mit umgerechnet mehr als 275 Kalorien je 100 Gramm vor.
Dabei geht es, sagt das sozialdemokratische Mitglied im Gesundheitsausschuss des Bundestags, nicht etwa um eine gesundheitspolitisch verbrämte Steuererhöhung, sondern um die "Volksgesundheit". Frankes Kollege im Gesundheitsauschuss, Erwin Rüddel von der CDU, signalisiert Zustimmung. Die Chance stehen also gut,  dass eine Zucker/Fett-Steuer kommt. Sie stehen also schlecht. Argumentiert wird mit der Sorge um die Gesundheit:
Experten schätzen die jährlichen Kosten infolge der durch Übergewicht verursachten Krankheiten auf rund 17 Milliarden Euro. Übergewicht kann unter anderem Diabetes, Herzinfarkt, Schlaganfall, Gelenkschäden sowie Darm-, Prostata- und Brustkrebs verursachen.

SPD-Mann Franke will deshalb die Mehreinnahmen aus der „Dicken-Steuer“ vor allem für zusätzliche Präventionsmaßnahmen verwendet wissen.
Den Experten möchte ich kennenlernen, der die Krankheitskosten, die durch Diabetes oder Herzinfarkte verursacht werden, einfach mal so aufs "Übergewicht" zurückführt und dabei ein ernstes Gesicht behält.

Mittwoch, 6. November 2013


Sie nennen es "Herbst".

Freitag, 1. November 2013

Und noch etwas ...

Die Negation, die sich in Lou Reeds Stück "Heroin" ausdrückt, ist so unbestimmt gar nicht.
Because when the smack begins to flow
I really don't care anymore
About all the Jim-Jim's in this town
And all the politicians makin' crazy sounds
And everybody puttin' everybody else down
And all the dead bodies piled up in mounds
Als ich das zum ersten Mal hörte, war ich fünfzehn. Stichwortartig, ja, aber eine bessere Zusammenfassung, was an dieser Gesellschaft falsch ist, kenne ich bis heute nicht.

Die posthume Eloge, eine seltsame Kunstform

Lou Reed ist tot, mir macht das immer mehr zu schaffen.
Meine erste Reaktion auf die Nachricht war: Ach.
Die zweite, eingespielte: So alt war der doch noch gar nicht!

Das denke ich jetzt nämlich immer öfter, wenn Menschen des öffentlichen Lebens sterben, die mich durchs Leben begleitet haben. Die dritte oder vierte Schallplatte meines Lebens, ganz genau weiß ich's nicht mehr, war von Velvet Underground. Meine jüngeren Freunde sagen mir, 71 Jahre sei doch ganz in Ordnung. Aber mit zunehmendem Alter, will sagen: mit abnehmendem Abstand zum Tod, denke ich: Ein paar Jahre hätten doch noch drin sein müssen ... Ganz unabhängig von der Jahreszahl am Anfang des jeweiligen Nachrufs

Donnerstag, 24. Oktober 2013

Niemals, niemals hätte ich gedacht, dass ich das einmal sagen würde ...



... der Linguist hat recht.

Dienstag, 22. Oktober 2013

Hunde: Vergnügungssüchtig

Der Berliner und sein Hund, das gehört zusammen wie Pest und Cholera.
Junkie-Kot macht Berliner Hunde high

... In Kreuzberg-Friedrichshain und Treptow-Köpenick behandeln die Tierärzte immer wieder Hunde, die an drogenhaltigen Kot geraten sind. Vor allem der Treptower und der Görlitzer Park, wo viel konsumiert und gedealt wird, sind Risikogebiete beim Gassigang. ... Tierarzt Reinhold Sassnau, mit einer Praxis am Südstern, bestätigt den Vorgang nach dem Stuhlgang: „Das kommt vor, ja. Und auf die Diagnose muss man erstmal kommen.“ Die Tiere zitterten, taumelten, seien dehydriert.
(aus dem Tagesspiegel von gestern)

Sonntag, 20. Oktober 2013

global vernetzt ...


... lokal autistisch

Dienstag, 15. Oktober 2013

Internet-Unterricht wird zunehmend automatisiert

Gestern brachte Elektronische Welten / Deutschlandradio Kultur einen kurzen Beitrag von mir über den MOOC-Boom und die Versuche, den Unterricht zu automatisieren.

Mittlerweile sind im Netz Veranstaltungen aus jeder wissenschaftlichen Disziplin zu finden, die zehntausende, in manchen Fällen sogar hunderttausende Menschen nutzen. Wie viele es wirklich sind, scheint erst einmal keine Rolle zu spielen: Wegen des Skaleneffekts der Netztechnik kann ein Dozent beliebig viele Zuhörer unterrichten – ein unbegrenztes Rationalisierungspotential?

Montag, 14. Oktober 2013

"Flüchtlingskatastrophe"

So heißt das jetzt. Nicht etwa "Fluchtkatastrophe". Der Medien-Jargon ist verräterisch, denn der Ausdruck meint in Wirklichkeit gar nicht "eine Katastrophe für Flüchtlinge".

Samstag, 12. Oktober 2013

"Don't give a fuck about the art"

Da ist so ein Streeetart-Typ in New York und manche Einwohner gewinnen dem Geschäftsmodell Banksy eine ganz neue Seite ab:

Donnerstag, 10. Oktober 2013

Remember "Die Hutsis gegen die Tutus"?

Europäische und amerikanische Beobachter tun sich schwer damit, de syrischen Bürgerkrieg zu verstehen. Da liegt es nahe, auf vermeintlich uralte "Rivalitäten" zwischen "Volksgruppen" zu verweisen. Dass das Schema "alawitisches Regime gegen sunnitisches Volk" den wirklichen Konfkikten in Syrien geradezu gewaltsam übergestülpt wird, zeigt "Wer gegen wen?", ein faktenreicher Artikel von Hannes Bode in der IZ3W.

Unter anderem verweist Bode auf die soziale Dynamik hinter der "religiösen Ethnisierung" in Syrien:
Die im Rahmen von Vetternwirtschaft forcierte Liberalisierungs- und Privatisierungspolitik und der Rückbau des Sozialstaats schufen ebenfalls sozialen Sprengstoff. Um Städte wie Damaskus hat sich ein Armutsgürtel von größtenteils sunnitischen Landflüchtlingen gelegt. In der sozialen Misere kommen die Gewinner – ob Alawiten, Sunniten oder Christen – aus den Städten, die Verlierer größtenteils aus ruralen, traditionell sunnitisch geprägten Landstrichen, die stark verelendeten.

Mittwoch, 9. Oktober 2013

The War on Fat

In meinem letzten WOZ-Artikel geht es (auch) darum, dass die regelrechte Obsession der Gesundheitspolitik mit Übergewicht keine wirkliche medizinische Grundlage hat. Nun nimmt der Kampf gegen das Körperfett nirgendwo so skurille und brutale Formen an wie in den USA.

Warum arbeiten Hacker für die Überwachungsindustrie? # 2

Weil die gut und zuverlässig bezahlt? Hat wahrscheinlich damit zu tun.

Anlässlich eines Interviews in der Datenschleuder mit zwei ehemaligen Mitarbeitern der Schweizer Firma Dreamlab habe ich mich kürzlich mit dieser ganz dünnen Linie zwischen dem Kompromitieren von Computersystemen aus sportlichen Ehrgeiz und dem Hacken im Staatsauftrag (und möglicherweise immer noch sportlichem Ehrgeiz) beschäftigt.

Montag, 7. Oktober 2013

"Wenn ich einen Safe verkaufen will, brauche ich jemanden, der Angst hat"

Wovor fürchten sich die Deutschen wirklich? Am Wochenende ist mein Interview mit der Kriminologin Dina Hummelsheim bei Telepolis erschienen.

Dienstag, 1. Oktober 2013

Fun fact # 19: Protestpartei

Bei der letzte Bundestagswahl gewann die Partei Alternative für Deutschland am meisten Stimmen von ehemaligen FDP-Wählern, nämlich 430 000. 340 000 AfD-Wähler haben bei der vorletzten Bundestagswahl für Die Linke gestimmt, die zweitgrößte Wählerwanderung hin zu der EU-feindlichen Partei.

Freitag, 20. September 2013

Ungleichheit macht krank


Heute wurde, wie allgemein erwartet, im Bundesrat der Entwurf für ein Präventionsgesetz beerdigt. Gestern erschien unter dem Titel "Arm, dick, krank – und selber schuld?" in der Wochenzeitung ein Text von mir über Sinn und Unsinn der medizinischen Prävention.
Vorbeugen ist besser als Heilen – individuelle Verhaltensänderungen sollen Volkskrankheiten wie Diabetes zurückdrängen. Dieser Ansatz ist nicht nur medizinisch zweifelhaft, sondern verstärkt auch soziale Ungleichheit.

Dienstag, 17. September 2013

"Wild, jung, produktiv"

In der aktuellen Ausgabe der Konkret ist eine Sammelrezension von mir über neue Berlin-Bücher erschienen.
Berlin steht für die unmögliche Versöhnung von Hedonismus und Leistungswillen, Dissidenz und Establishment. Dieses Berlin ist eine Utopie im Sinne von Traumtänzerei, ein Ort, an dem wilde Leute kreative effiziente Sachen machen und der Neoliberalismus deutscher Prägung niemals mit seinen Widersprüchen konfrontiert werden wird. So paßt am Ende wieder fast alles fast nahtlos zusammen. Alle Sonderwege sind durchschritten, Berlin hat seinen Platz in Deutschland hat seinen Platz in der Welt gefunden.

Samstag, 14. September 2013

Mittwoch, 11. September 2013

Warum arbeiten Hacker für die Überwachungsindustrie?

Die IT-Industrie, die Diktatoren mit den Mitteln versorgt, um ihre Bevölkerung auszuspäen und zu kontrollieren, ist auf die Mitarbeit von jungen technisch begabten und computerbegeisterten Leuten angewiesen. Gewisse Hacker wechseln die Seite, dringen erst zum Spaß in möglichst abgesicherte Systeme ein und merken schließlich, dass sich damit Geld verdienen lässt, ziehen den schwarzen Hut ab und werden zum seriösen Sicherheitsberater und dann wieder zurück ... Aber Überwachungssoftware machen, die dann an die turkmenische oder türkische oder gar deutsche Regierung verkauft wird? Wie kommt einer dazu?

Dem Chaos Computer Club ist es gelungen, einen ehemaligen Mitarbeiter von Gamma International aufzutreiben und veröffentlicht ein Interview. Der Mann stammt wie der Geschäftsführer des deutschen Zweigs von Gamma, Martin Münch, aus der Hacker-Szene.
Eines Tages ging eine britische Firma namens „Gamma International“ auf die Gruppe zu: Etwa 2006 fragte das seinerzeit in der Szene wenig bekannte Unternehmen an, ob ein Mitglied dieser Entwicklergruppe zur Verfügung stünde, für die britische Gamma ein technisches „Pene-tration Test Training“ durchzuführen. Hierbei handelt es sich um eine persönliche Schulung von Mitarbeitern größerer und mittlerer Unter-nehmen für aktive Sicherheitsforschung. Solcherlei Anfragen wurden nicht kommerziell bearbeitet, es gab schließlich keine Firma, einzig einen losen Verbund von Hackern. Wenn es um bezahlte Projekte im Rahmen der privaten Projekte ging, haben die Mitentwickler der Linux-Distribution unter sich ausgemacht: Wer gerade Lust und Zeit hatte, konnte sich damit einen Nebenverdienst sichern.
Der Mann, wahrscheinlich muss man ihn einen Aussteiger nennen, macht seine Motive in dem Interview recht anschaulich. Zu diesen gehört: eine Art sportlicher Ehrgeiz.
Das war für einen Hacker mit ausgeprägtem Spieltrieb natürlich ein schönes Projekt. Man hatte Spaß an der Arbeit, und eine alte Idee wurde mit zahlreichen neuen Einflüssen neu erfunden. Über einen langen Zeitraum verteilt kamen dann immer wieder neue Anforderungen an den ursprünglichen Prototypen, welche aus diesem letztlich ein fertiges Werkzeug machten. Am Ende bastelte das Team sogar ein wenig über den Auftrag hinaus an dem Werkzeug, da es eine nette Abwechslung aus dem manchmal recht tristen Arbeitsalltag darstellte und Münch zudem zugesichert hatte, man dürfe mit den eigenen Werkzeugen und Verfahren machen, was man möchte, es also nicht exklusiv sei.

Mittwoch, 4. September 2013

"Die Heimat im Spiegel der Berichterstattung"

Neue Einblicke in die Überwachungsbranche

In jüngster Zeit ist es stiller geworden um den Weltmarkt Überwachungstechnik - angesichts der Informationen über die nahezu flächendeckende Überwachung durch die Nachrichtendienste nicht verwunderlich.

Aber nun legt Wikileaks nach und veröffentlicht eine Menge Broschüren aus der Industrie.
Internet spying technologies now being sold on the intelligence market include detecting encrypted and obfuscated internet usage such as Skype, BitTorrent, VPN, SSH and SSL. The documents reveal how contractors work with intelligence and policing agencies to obtain decryption keys.
Leider sind fast alle Dateien von 2011. Aber die Sammlung ist trotzdem eine Fundgrube für Menschen, die immer schon mal wisen wollten, was in einer Verschwiegenheitsvereinbarung eigentlich drin steht oder wie überraschend günstig die Abhörtechnik von Gamma International ist oder ob Turkmenistan auch einen Staatstrojaner gekauft hat. Bezeichnenderweise sind mit Cassidian / EADS, Thales und Rheinmetall auch drei Rüstungskonzerne vertreten. Diese Industrie versucht, offenbar mit wachsendem Erfolg, mit Überwachungstechnik "den zivilen Markt" zu erobern.

Dienstag, 3. September 2013

Kaltakquise, kühle Reaktion

Mittlerweile bin ich ja schon recht lange im journalistischen Geschäft: Das Fell wird dicker, die Ansprüche dünner. Aber manchmal passiert dann doch wieder etwas, was mir die Sprache verschlägt.
Lieber Herr Becker ...
schreibt die Redakteurin - na, das fängt doch schon mal gut an!
... ich finde Ihren Vorschlag interessant, bitte machen Sie uns einen Beitrag ...
Alles klar!
Da Sie noch nie für uns gearbeitet haben, bitte ich Sie um Verständnis, dass wir Ihren Beitrag erst als endgültig eingekauft betrachten, wenn er als Audio fix und fertig von uns abgenommen ist.
Stocken, staunen, noch mal lesen! Steht wirklich da.

Ich finde das gut! Die Bezahlung sollte viel öfter vom Erfolg abhängen! In diesem, meinem Fall hieße das dann wohl, eine Bezahlung gibt es, wenn das "fix und fertig" produzierte Radiostück Gefallen findet. Oder auch nicht. So wird die Arbeitszeit niemals langweilig, es bleibt spannend: Wird es nach einer Woche Recherche, Interviews, Produktion Geld geben? Oder doch nicht?

Nur einen Vorschlag hätt ich noch - warum dieses innovative Prinzip auf die freien Journalisten beschränken? Warum nicht den Lohn der Redakteure an die Zuhörer-Quote koppeln? Da ist noch Potenzial, um die Arbeitsbedingungen im Medienbereich tiefer in den Abgrund zu treiben.

Samstag, 31. August 2013

Klimaanpassung ohne Bedauern?

Ein neuer Artikel von mir zum alten Thema Klimaanpassung bei Telepolis:
Wegen der Klimaerwärmung nehmen extreme Wetterlagen zu. Deutschland muss sich auf das Unvermeidliche vorbereiten, besonders die wichtigen Infrastrukturen widerstandsfähiger machen - aber wie? Die bisherigen Anpassungsmaßnahmen jedenfalls sind kaum mehr als Kosmetik.

Mittwoch, 28. August 2013

Fun fact # 18: Demokratie

"Anreizung zum Klassenkampf" war bis 1960 ein eigener Straftatbestand im Strafgesetzbuch, danach strafbar als "Volksverhetzung".

Sonntag, 25. August 2013

Rätselspaß mit der Berliner Zeitung

Ein Berliner Polizist hat im Juni einen verwirrten, mit einem Messer fuchtelnden Mann erschossen. Die Berliner Zeitung liefert jetzt statistische Hintergrundinformationen.
Es kommt immer wieder vor, dass Polizisten im Dienst schießen. In Berlin ist die Zahl der Fälle jedoch gering. Im vergangenen Jahr wurden von Polizeibeamten 91 Schüsse abgegeben, davon drei auf Menschen und 61 auf kranke oder beißwütige Tiere.
Ja, ich habe auch schon drüber nachgedacht. Ich komm einfach nicht drauf und frage also euch, die Öffentlichkeit: Wem oder was galten die verbliebenen 17 Schüsse?

Mittwoch, 21. August 2013

The Anti-German Realpolitik

"Warum nur fällt es manchen so schwer zuzugeben, daß es auch gute Putsche gibt?"

Stefan Frank in der August-Ausgabe der Konkret über Ägypten

Dienstag, 20. August 2013

Montag, 12. August 2013

Gesunde Lebensführung als Pflicht?

Gesund wollen alle sein, und wenn sie es gerade nicht sind, wollen sie es schnell wieder werden. Aber wie kann ihnen das Gesundheitssystem dabei helfen? Die Regierung hat vor, die Bevölkerung gesetzlich zu einer gesunden Lebensführung anzuhalten – mit fragwürdigen Maßnahmen und dubiosen politischen Zielen.
In einem zweiteiligen Artikel, der gerade bei Telepolis erschienen ist (Teil 1, Teil 2), habe ich einige Hinweise zu Mythen und Wirklichkeit der Gesundheitsprävention zusammengetragen.

Mittwoch, 7. August 2013

Freitag, 2. August 2013

Fun fact # 17: Psychologie

In den USA wurde vor drei Jahren bei einem Prozent der Neugeborenen eine autistischen Störung diagnostiziert. In der Zwischenzeit sind es anderthalb Prozent geworden.

Dienstag, 9. Juli 2013

Montag, 8. Juli 2013

Mittwoch, 3. Juli 2013

Von Staatstrojanern und Demokratieförderung

In der Wochenzeitung ist ein weiterer Artikel von mir über den Export von (deutscher) Überwachungstechnik in alle Welt erschienen.
Der Handel mit Überwachungstechnik ist ein Weltmarkt. Die Branche spricht allerdings lieber von «lawful interception», von «rechtmässigem Abhören». (...) Sie wird fast immer in den nördlichen, technisch avancierten Staaten hergestellt und von den Ländern des Südens gekauft.
Eine Schlüsselrolle spielt eine internationale Verkaufsmesse, die Intelligence Support Systems World (ISS World). Sie findet mittlerweile jährlich an fünf verschiedenen Standorten statt, in Europa, im Nahen Osten, in Asien, Lateinamerika und den USA. Die Organisatoren der Messe sprechen von einem Jahresumsatz zwischen 2,5 und 5 Milliarden Franken weltweit, der sich mit «rechtmässigem Abhören» erzielen lasse.
Unter diesem Label werden unterschiedliche Dinge angeboten. Staatstrojaner, die euphemistisch als «Remote Control Systems» oder «Remote Intrusion Software» vermarktet werden, ermöglichen eine extrem tief gehende Überwachung, die sich aber gezielt («taktisch») gegen bestimmte Personen richtet. Andererseits geht es um Anlagen, die Kommunikationsdaten flächendeckend («strategisch») abschöpfen, vor allem um Abhörschnittstellen in Telekommunikationsnetzen oder Anlagen für sogenannte Deep Packet Inspection, bei der Datenpakete über das Internet in Echtzeit durchsucht und weitergeleitet werden. Analyseprogramme bereiten die Datenmassen automatisch auf und erstellen Soziogramme, Bewegungs- und Persönlichkeitsprofile.

Samstag, 22. Juni 2013

Exportschlager Überwachungstechnik

Vor ein paar Tagen lief im Deutschlandfunk ein neuer Beitrag von mir.
Als Reaktion auf den Arabischen Frühling schmiedeten die USA eine Freedom Online Coalition. Auch Deutschland will dem Bündnis für ein freies Internet nun beitreten. Doch die meisten Staaten der Koalition vollziehen einen Spagat: Sie propagieren ein freies Netz - und liefern die technischen Mittel für seine Unterdrückung.
Auf der Seite findet sich auch noch eine Audio-Datei zum Anhören.

Donnerstag, 13. Juni 2013

Staatstrojaner verbreiten sich

Gestern lief bei 'Elektronische Welten' , eine Sendung von Deutschlandradio Kultur, ein kurzes Stück von mir. Ausgehend vom Fall der bahrainischen Oppositionellen Ala'a Shehabi beschreibe ich, was die "Remote Intrusion Software" der Firma Gamma so alles kann.
Sie können Passwörter stehlen, Skype-Anrufe mitschneiden oder die Webcam einschalten: Mit ausgefeilten Spionage-Programmen verschaffen sich Polizei und Nachrichtendienste Zugang zu privaten Informationen. Nun mehren sich die Hinweise, dass diese Methoden in weiten Teilen der Welt eingesetzt werden.
Leider war kein Platz mehr, um die neuen Erkenntnisse über einen Konkurrenten von Gamma, die italienische Firma Hacking Team, zu bringen. Dem russischen Anti-Viren-Hersteller Kaspersky wurde im Juli 2012 Programmcode eines Staatstrojaners des Unternehmens verkauft. Kaspersky nahm das Programm daraufhin in seine Virenliste auf. Weil manche Nutzer automatisch Meldungen über Schadsoftware an Kaspersky übermitteln, lässt sich erahnen, wie verbreitet sie mittlerweile ist: Meldungen kamen aus 37 verschiedenen Ländern, besonders viele aus Italien und Mexiko. Die abgeschöpfte Datenmenge muss riesig sein.

Und, weil's so schön gruselig ist, hier mal noch die entsprechende Werbung mit der flotten Musik:

Montag, 3. Juni 2013

Fruchtbar witzig? Furchtbar vielleicht



Das Boulevard nimmt nichts ernst. Das ist seine Größe - wenn es Autoritäten wie den Papst oder Bundespräsidenten ins Profane zieht - und gleichzeitig seine schlimmste Schwäche - wenn es um etwas geht, was nun wirklich nicht lustig ist.

Zum Beispiel um einen möglicherweise naiven, bestimmt aber idealistisch gestimmten jungen Soldaten, der Tatsachen an die Öffentlichkeit bringen will, die seine Vorgesetzten unter Verschluss halten. Und der deshalb, zur Abschreckung, hingerichtet oder für Jahrzehnte eingesperrt werden wird.

Wen meine ich? Ich meine den "mutmaßlichen Maulwurf Manning", wie das alliterierende Agentur-Arschloch schreibt, offenbar nach einem reichhaltigen Clown-Frühstück.

Freitag, 31. Mai 2013

Mittwoch, 22. Mai 2013



So. Jetzt stellen wir uns mal ganz, ganz blöd.

Sonntag, 12. Mai 2013

Das digitale Orakel verkündet Intimitäten

Steckt denn irgendetwas hinter dem 'Big Data'-Hype? Werden wir durch die Auswertung von Datenmassen nun vollends durchleuchtet? In der WOZ ist diese Woche ein Artikel von mir zu diesem Thema erschienen.
Der Ausdruck «Privatheit» ist ziemlich alt. Entstanden ist er im alten Rom und bezeichnete den selbst gewählten Rückzug eines Menschen aus der Öffentlichkeit – privat sein bedeutet: nicht gesehen werden. Ist das im digitalen Zeitalter überhaupt noch möglich?
Ursprünglich wollte ich den Text mit "(Kein) Raten mit Daten" betiteln. Aber das Wortspiel verfehlt das Problem: Ob mit Big Data im Trüben gefischt wird oder nicht, wie tief die so gewonnenen Einblicke gehen, kommt eben darauf an, wie gut die Modelle und die Datenqualität sind. Dass Scharlatane Gott weiß welche Einblicke versprechen, bedeutet also nicht, dass die Technik unproblematisch für die Selbstbestimmung oder Bürgerrechte wäre.
Früher gaben Firmen Marktanalysen in Auftrag, um KundInnenwünsche, Nachfrage und Absatz zu prognostizieren – eine aufwendige und teure Angelegenheit. Mit Big Data werden solche Analysen nun alltäglich, zur gängigen Grundlage für strategische Entscheidungen. Rechenleistung ist heute übers Internet schnell und kostengünstig zu mieten. Statt externe Experten übernehmen standardisierte Analysetools die Datenaufbereitung. Big Data soll auf zweifache Art einen kommerziellen Mehrwert generieren: Einerseits ermöglicht das Verfahren Unternehmen, schneller und effizienter als die Konkurrenz zu sein. Andererseits kann mit Big Data das Warenangebot personalisiert werden. Ziel ist es, dem richtigen Kunden im richtigen Moment genau das richtige Angebot zu machen – mit dem maximalen Preis, den er zu zahlen bereit ist. Um diesen Traum zu verwirklichen, nutzten Werbeprofis schon immer psychometrische Verfahren, mittels derer sie die Einstellungen und Stimmungen der Kunden zu erfassen und zu manipulieren suchten. Nun aber machen automatisierte Analysen von Datenmassen psychometrische Einblicke ganz neuer Qualität möglich.
Aus eben diesen Gründen glaube ich übrigens nicht, dass "das Öl des 21. Jahrhunderts" insgesamt die Profitabilität erhöht. Sobald alle Unternehmen ihre strategischen Entscheidungen mit Big Data absichern, reproduziert sich die Konkurrenz zwischen ihnen nur auf einem höheren technischen Niveau.

Donnerstag, 9. Mai 2013

Fun fact # 16: Arbeitszeit

Im Durchschnitt arbeiten die Deutschen 1400 Stunden im Jahr. Die Griechen arbeiten über ein Drittel mehr, nämlich 2000 Stunden im Jahr.

(Quelle OECD)

Donnerstag, 25. April 2013


Herzlichen Dank, wir haben begriffen: genau so viel Party steckt im Party-Nationalismus.

Mittwoch, 17. April 2013

"Neuro + Pricing = Gewinn"


Die wohl lustigste verhaltensökonomische Studie ever! kommt von der Fakultät für Wirtschaftsingenieurwesen der Hochschule München
Die Verantwortlichen der Studie Dr. Kai-Markus Müller und Christian Chlupsa interessiert, welchen Preis der potentielle Kunde dabei als fair einstuft. ... (Die Studie) besteht aus einer Kombination von EEG-und Reaktionszeitmessung sowie echten Absatzzahlen am Versorgungsautomaten der Hochschule. „Die direkte Messung der Hirnaktivität ermöglicht uns einen völlig neuen Einblick ins Kaufverhalten“, so Kai-Markus Müller.
Nur - welche? Welche Hirnaktivitäten als Ausdruck des Fairness-Empfindens gewertet werden, bleibt in der Presseerklärung übrigens auch offen.

Dienstag, 16. April 2013

Montag, 15. April 2013

"Brauchen wir mehr Transparenz?"

fragt die Zeitschrift Aus Politik und Zeitgeschichte. Meine Antwort mit knapp 180 Zeichen:


Meine Damen und Herren, ich präsentiere: den ersten krypto-leninistischen, mit bundesdeutschen Steuermitteln finanzierten tweet der Mediengeschichte!

Freitag, 12. April 2013

"Werbekreuzzügler und Abrichtungsphantasten"

Mit einer späten Besprechung im Deutschlandfunk ordnet Walter van Rossum Frank Schirrmachers "Ego" ein. Van Rossum ist ein einflussreicher "anti-neoliberaler" Publizist und sollte also eigentlich die politische Stoßrichtung von Schirrmachers Traktat begrüßen. Trotzdem legt er den Finger in die Wunde - Schirrmacher übertreibt die Erfolge spieltheoretischer Strategien maßlos
Wahr ist, dass Tausende von Agenturen, Think Tanks, Brain Trusts, Werbekreuzzügler oder Abrichtungsphantasten genau daran arbeiten mögen, allein, wenn sich Ford gegen Opel durchsetzt, dann kann man das hinterher als Gewinnstrategie beschreiben, aber eben nicht vorher. ... der Kapitalismus tritt hier wie das Verhängnis einer antiken Tragödie auf, allerdings in einer Trash-Version - gewissermaßen wie die Killertomaten in einem amerikanischen B-Movie: Unseren Laboren entschlüpft, haben die bösen Früchte jetzt ihre triefend rote Herrschaft über uns errichtet.
Nicht nur das. Schirrmachers Argumentation ist ziemlich faktenfrei, hat aber trotzdem riesige Löcher. Van Rossum:
Man darf die These wagen, stünde nicht Frank Schirrmacher auf dem Umschlag, niemand würde es zur Kenntnis nehmen. Der Erfolg dieses Werkes hat garantiert nichts mit spieltheoretischer Rationalität zu tun, sondern im Gegenteil mit der allgemeinen großen Verwirrung
Insofern sagt der Erfolg von "Ego" einiges über das Niveau des bundesdeutschen Feuilletons.

Donnerstag, 11. April 2013

Völkische Werbung

Bundesgerichtshof entscheidet im Streit um Kennzeichen mit dem Bestandteil "VOLKS"
Der VW-Konzern klagt nämlich seit zehn Jahren gegen Autohändler, die mit der kostbaren Silbe Werbung für ihre Reifen machen. Mit der heutigen Entscheidung des BGH hat VW einen ersten Erfolg erzielt.
Anders als das Oberlandesgericht hat der Bundesgerichtshof nicht ausgeschlossen, dass die Zeichen "Volks-Inspektion", "Volks-Reifen" und "Volks-Werkstatt" die bekannte Marke der Klägerin verletzen. Bekannte oder sogar berühmte Marken verfügen über einen weiten Schutzbereich. Dies hat zur Folge, dass bei der Verwendung anderer Zeichen ein weiter Abstand zu der bekannten Marke eingehalten werden muss.
Gut gemacht, BGH! Das Urheberrecht wird nun einmal gesellschaftlich nützlich werden - wenn VW als nächstes die unerlaubte Verwendung von "Volks-Gemeinschaft" verbieten lassen wird.

Dienstag, 9. April 2013

Ken Loach über Thatchers Erbschaft

Über die Toten nichts außer Gutes - eigentlich. Aber Ken Loach findet gemessene Worte um zu beschreiben, wer Margret Thatcher war und wofür sie erinnert werden wird.



"How should we honour her? Let’s privatise her funeral. Put it out to competitive tender and accept the cheapest bid. It’s what she would have wanted"

Montag, 8. April 2013

Wo wir gerade beim "Biologismus" sind

Gestern habe ich mich an dieser Stelle über eine Sendung beklagt, in der Psychopathologie mit genetischen und hirnbiologischen "Störungen" erklärt wurde. Da hieß es zum Beispiel:
Psychopathen verfügen über das sogenannte „Kriegergen“. Menschen mit dieser Genvariante gehen schneller Risiken ein und können ihre Erfolgschancen besser abschätzen, sie reagieren außerdem impulsiver und aggressiver als Menschen, die dieses Gen nicht in sich tragen.
In einem ausgezeichneten und interessanten Beitrag bei Wissenschaft im Brennpunkt / Deutschlandfunk war nun kurz gefasst zu hören, was mit solchen Behauptungen nicht in Ordnung ist. Der Beitrag "Schön alt" von Martina Keller beschäftigt sich eigentlich mit der gern gestellten Frage, warum manche von uns alt werden und die anderen nicht. Diese Frage wird bekanntlich auch aus genetischer Perspektive untersucht - weshalb er auch im Zusammenhang mit Psychopathologie interessant ist.
Hilger Ropers ist Facharzt für Humangenetik und seit 1984 Direktor des Max-Planck- Instituts für molekulare Genetik in Berlin. 13 Jahren ist es her, dass das erste menschliche Genom entschlüsselt wurde. Ropers weiß er um die Tücken der Interpretation. (...)
"Es hat sich eben in den letzten Jahren herausgestellt, dass alle diese Krankheiten nicht so einfach sich vererben. Es gibt also, anders als man gedacht hat oder jedenfalls behauptet hat, bevor man mit dieser Forschung begonnen hat, es gibt also keine Hauptgene für Alzheimer, und es gibt kein Hauptgen für Herzkreislaufkrankheiten, und es gibt schon lange kein Hauptgen für Krebs. Sondern alle diese Krankheiten zerfallen eigentlich, wenn man genau hinguckt und es genauer untersucht, in viele einzelne diskrete Krankheiten, die alle, wenn sie überhaupt genetisch verursacht sind, diskrete genetische Ursachen haben."
Schon so ein scheinbar simples Merkmal wie die Körpergröße wird mit mehr als 180 verschiedenen Genen in Verbindung gebracht. Eine so spezielle Krankheit wie Schizophrenie ist mit einer Vielzahl von Genveränderungen verbunden. Für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen hat man 71 Risikogene identifiziert.
Die Schwierigkeit einer gentischen Altersprognose besteht darin, dass Familienuntersuchungen beim sehr alten Menschen naturgemäß kaum durchführbar sind.
Eine andere Methode sind epidemiologische Untersuchungen an Kranken und Gesunden, bei denen man im statistischen Vergleich nach Unterschieden in Basenpaaren sucht - besonders häufige Unterschiede könnten mit der Krankheit in Verbindung stehen. Solche Gen-Analysen hatte der Bostoner Forscher Tom Perls für die New England Centenarian Studie bei 800 Hochbetagten und einer Kontrollgruppe durchgeführt. Eine schwierige Aufgabe, wie sich herausstellte. Die erste Veröffentlichung im Jahr 2010 musste Perl zurückziehen. Die zweite, korrigierte Fassung 2012 ergab lediglich eine einzige Genveränderung, die klar mit dem hohen Lebensalter assoziiert war: Das sogenannte APOE-Gen sagt etwas über das Risiko, an Alzheimer zu erkranken. Bei weiteren Genveränderungen war der Zusammenhang deutlich schwächer, im Bereich der statistischen Schwankung. Aber selbst wenn ein Mensch eine risikoreiche Variante des APOE-Gens besitzt, können zig andere Genvarianten dem APOE entgegenwirken. (...)
Hilger Ropers: "Dass man ein Medikament für Langlebigkeit entwickelt, daran glaub ich zunächst erst mal nicht. Ich bezweifele sogar sehr, ich bin jedenfalls sehr skeptisch, ob überhaupt hinterher ein Gen fassbar gemacht wird, was für sich eine Rolle spielt. Ich glaube eher, es wird so ausgehen, dass man feststellt, eine ganze Reihe von negativen Faktoren fehlen einfach bei den ganz alten Leuten. Ja, und dann?
Ja, und dann? Dann rät man den genetisch Auffälligen, das zu tun, was die genetisch Unauffälligen hoffentlich auch machen: gesund zu leben (was immer das bedeuten mag).

Und was macht mit den Leuten, die angeblich mit einem "Psychopathenhirn" durchs Leben gehen? Hoffentlich dasselbe, was man auch denen ohne sagt: benehmt euch anständig.

Sonntag, 7. April 2013

Demokratisierung durch sousveillance?


In der neuen Ausgabe von "Aus Politik und Zeitgeschichte" (PDF) findet sich auch ein Text von mir, nach langer, langer Zeit mal wieder etwas Medienwissenschaftliches (tatsächlich habe ich für diesen Artikel meinen alten Ordner aus dem Studium noch einmal aufgeschlagen).
Das Heft beschäftigt sich mit aus verschiedenen Perspektiven mit "Transparenz und Privatssphäre", und mein Thema ist entsprechend die eher unerwünschte Transparenz von Polizeigewalt, die durch sousveillance, Überwachung von unten entsteht.

Die „Überwachung von unten“ etablierte sich als massenhafte Praxis in den weltweiten sozialen Protesten seit 2008. Ob in Ägypten, Israel, Spanien oder den USA, stets sehen sich Polizisten von einer Schar Demonstranten umringt, die mit ihren Mobiltelefonen den Einsatz filmen.
Aber nicht nur im Rahmen solcher politischer Mobilisierungen wächst die sousveillance. Bürgerrechtsgruppen in britischen und amerikanischen Großstädten beginnen, alle Möglichkeiten auszunutzen, die Smartphones und Internet bieten, um Polizeikontrollen im öffentlichen Raum zu dokumentieren.
Ich beschreibe zwei avancierte souveillance-Versuche (eines aus London und ein anderes aus New York) und umreiße, wo es in Zukunft Konflikte geben wird.
Wenn die Bilder ihren Betrachtern auch nicht notwendigerweise kommunizieren, dass es sich tatsächlich um skandalöse Vorgänge handelt, so kommunizieren sie doch zumindest, dass ihre Verbreiter davon überzeugtsind, Skandalöses zu verbreiten. Es handelt sich um den Versuch eines agenda setting von unten. Möglicherweise ist dieser Aspekt das eigentlich Entscheidende. Sie sind Ausdruck des Selbstbewusstseins von Mediennutzern, die, mit der Polizei konfrontiert, darauf beharren,der eigentliche Souverän zu sein.

Samstag, 6. April 2013

Wie der Biologismus schnurgerade in die Paranoia führt


Eigentlich hält die Wissenschaftssendung "Wissen" auf SWR 2 ein ziemlich hohes Niveau. Ein krasser Ausreißer war die Sendung "Sind Psychopathen therapierbar?".
Bei Psychopathen verzeichnen die Wissenschaftler eine sehr niedrige Aktivität der Amygdala. Hier wird die Grundlage für Empathie gelegt.
ist da zu hören, und
Psychopathen verfügen über das sogenannte „Kriegergen“. Menschen mit dieser Genvariante gehen schneller Risiken ein und können ihre Erfolgschancen besser abschätzen, sie reagieren außerdem impulsiver und aggressiver als Menschen, die dieses Gen nicht in sich tragen.
Sind wir nicht alle ein bißchen Psycho? Gabi Schlag und Dörte Wustrack führen psychopathisches Verhalten kausal auf genetische und Hirnveränderung zurück. Die Anlage kann durch soziale Einflüsse höchstens abgemildert werden. Während mittlerweile der Hype um die Hirnbiologe schon etwas abklingt, gibt es hier eine volle Ladung Verhaltensbiologe pur. Was die vielen bunten Kernspin- oder PET-Aufnahmen eigentlich aussagen, oder ob nicht die vielbemühte Plastizität des Gehirns eigentlich die Therapierbarkeit von Psychopathen zeigen müsste (und die relative Erfolglosigkeit der Behandlung von Psychopathen deshalb andere Ursachen haben muss), warum eigentlich die Aktivierungsmuster des Hirns so weit verbreitet sind, während kaum jemand zum
Mörder, Schläger, Kinderschänder, Vergewaltiger
wird - all diese Fragen werden nicht einmal gestellt!

Auf paradoxe Weise instruktiv ist immerhin die Geschichte von James Fallon (die schon anderswo zu hören war). Zufällig stellte dieser Hirnbiologe fest, dass er selbst ein "Psychopathenhirn" hat.
Ich schaute auf diesen Scan und dachte, ich hätte die Stapel verwechselt, ich dachte, der muss zu dem Mörder-Stapel gehören, denn er sah aus wie der von dem schlimmsten Mörder, den ich je gesehen hatte. Schließlich dekodierte ich den Namen auf demScan, um zu sehen, wohin er gehörte, und ich schaute darauf und es stellte sich heraus, dass es meiner war.
Der
Neurowissenschaftler mit dem Verbrecherhirn
unterzieht daraufhin seine Persönlichkeit einer erneuten Prüfung und stellt erleichtert fest: Seine Sozialisation war so gut, dass er nicht zum Mörder werden musste.
Ich bin 63 und sollte eigentlich wissen, wer ich bin, aber so kann es kommen. Und das gibt mir die Gelegenheit, mich selbst zu hinterfragen. Was treibt mich an? Und warum behandele ich die Menschen um mich herum, wie ich es nun einmal tue, und nicht so, wie ich es sollte? Ich bin mir sicher, dass ich niemandem schaden will. Keiner von meinen Freunden, von meiner Familie, hält mich für gefährlich. Das ist es nicht. Es geht um etwas anderes. Darum, ob man wirklich lieben kann. Und zwar so, dass sich andere auch von dir geliebt fühlen. Das nicht zu können - das ist nicht kriminell, aber enttäuschend. Und ich bin froh, dass ich das jetzt weiß.

Samstag, 23. März 2013


Ein Kommentar erübrigt sich.

Hoffe ich wenigstens (immerhin befinden wir uns im Internet).

Mittwoch, 20. März 2013



Winter in Berlin. Jetzt geht's erst richtig los.