Sonntag, 23. Dezember 2012

Samstag, 22. Dezember 2012

Dienstag, 18. Dezember 2012

Ziegen: Schlau, aber bemitleidenswert

Ziegen können in mehr oder weniger abstrakten Kategorien denken, berichtet das Leibniz-Institut für Nutztierbiologie und belegt das mit diesem Film.
Zwergziegen unterscheiden nicht „nur“ optische Muster, sondern können visuelle Symbole anhand von spezifischen Gemeinsamkeiten (schwarz gefüllt oder mit weißen Zentrum) einer abstrakten Kategorie (Belohnung, Nichtbelohnung) zuordnen. Durch weitere Tests konnte nachgewiesen werden, dass Zwergziegen sogar in der Lage sind, diese erlernten Kategorien auf komplett neue Symbole zu übertragen und anzuwenden
Die Haltungsbedingungen, die im Film zu sehen sind, sollen übrigens realistisch sein. Nicht schön, ein Nutztier zu sein unter Bedingungen der Nutzenmaximierung.

Samstag, 15. Dezember 2012

Ohne Worte

Bewegend, indeed.

Freitag, 14. Dezember 2012

Donnerstag, 29. November 2012

Mittwoch, 28. November 2012

Fun fact # 14: Demokratie

In vielen Bundesstaaten der USA führt eine Vorstrafe zum Verlust des Wahlrechts. Davon sind in südlichen Staaten durchschnittlich etwa zwölf Prozent der schwarzen Bevölkerung betroffen. Anders gesagt, jeder zehnter Schwarze darf dort nicht wählen. In Florida sind es 23 Prozent, in Kentucky 22, in Virginia 20.

Dienstag, 27. November 2012

Götz Aly zweifelt: Geht „marktkonforme Demokratie“ überhaupt?

In der Berliner Zeitung von heute seziert Götz Aly das politisch-mediale Reden von der Gerechtigkeit. Das hätte sich lohnen können. Aly, als ehemaliger mit allen theoretischen Wassern gewaschener Sozialrevolutionär, hätte zum Beispiel fragen können: Gerecht für wen? Und wer bestimmt eigentlich die Spielregeln in der Konkurrenzgesellschaft, nach denen Gerechtigkeit beurteilt wird?

Pusteblume.

Stattdessen schilt Aly die breite Masse der "Gerechtigkeitsfreunde" als naiv beziehunsweise heuchlerisch. Er gießt Hohn und Spott aus über ihren naiven Wunsch nach Anführungszeichen Gerechtigkeit Anführungszeichen.
Merke: Arbeiter und Bauern, kleine Angestellte und Verbraucher verhalten sich niemals ungerecht; sie sind stets Opfer von Ungerechtigkeit! Und nun singen wir mit anschwellender Stimme im Chor: Uhuhungeheherähäähächt!
Geschliffene Polemik klingt übrigens anderes.
Nur nicht an die eigene Kraft, an selbstbestimmte unternehmerische Lust und Leistung glauben! Schrecklich, wenn jemand ohne Geld von Vater Staat eine Idee entwickeln würde.
Also los, ihr Jammerlappen und in der Krise Verarmten! Strengt mal euer bißchen Grips an, und dann rein ins Getümmel! Die Kanzlerin sprach ja kürzlich von der Notwendigkeit einer marktkonformen Demokratie. Die ist nötig, weiß auch der Kolumnist, aber ob die Europäer dazu überhaupt fähig sind, ist nicht klar.
Um ihre ökonomischen Grundlagen zu erhalten, müssen die Europäer aufhören, mehr Geld auszugeben als sie einnehmen. Sie müssen zeigen, dass Demokratien zu tiefgreifenden Strukturreformen fähig sind, zu solchen, die der Mehrheit oder großen Teilgruppen der Wahlberechtigten viel abverlangen.
Bestanden noch Zweifel, dass Alys Kritik der deutschen völkisch-nationalistischen Gemeinschaftsideologie der vergangenen Jahre von nichts anderem motiviert war als von seinem Hass auf sozialstaatliche Umverteilung? Die sind jetzt ausgeräumt.

Sonntag, 25. November 2012

Donnerstag, 22. November 2012

Donnerstag, 15. November 2012

Mittwoch, 14. November 2012

"Überwachen und lauschen"

Heute lief ein kurzer Radiobeitrag von mir bei Elektronische Welten: Informatiker in Deutschland versuchen mit Computer Vision und Sonifikation die Videoüberwachung effizienter zu machen.

Solche System liegen übrigens im Trend. Laut VDI laufen in Europa gegenwärtig rund 100 Forschungsprojekte, die "Intelligente Sicherheitssysteme" entwickeln, viele davon Mustererkennungsssyteme für Bewegtbilder.

Samstag, 10. November 2012

Über Traditionen des spieltheoretischen Denkens

Die Spieltheorie ist der mathematische Kern der gängigen (neoklassischen) Ökonomik. Muss das so sein - inwiefern entsprechen die spieltheoretischen Modellierungen dem neoklassischen Denken? Wie hingen Neoliberalismus und Spieltheorie historisch zusammen? Was kann der spieltheoretische Ansatz erklären, was nicht?

Meinen gegenwärtigen, ganz privaten Forschungsstand zur Spieltheorie und ihrer Geschichte gibt ein Artikel für die Züricher WOZ wieder, der diese Woche erschienen ist: "Wenn das Modell die Realität bestimmen will".
Kaum eine wissenschaftliche Methode war so erfolgreich: Seit John von Neumann und Oskar Morgenstern im Jahr 1944 die Grundlagen der Spieltheorie schufen, eroberte sie die Psychologie, Soziologie, die Politikwissenschaften und die Biologie. Ihre eigentliche Domäne aber sind die Wirtschaftswissenschaften. Gerade wurden zwei Spieltheoretiker wieder mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften geehrt. Insbesondere in der Mikroökonomie regiert sie fast unangefochten die Lehrstühle: Mathematisch exakt berechnet sie, was optimal sein soll – scheinbar neutral, ahistorisch und voraussetzungslos. Tatsächlich verbergen sich in ihren Grundannahmen und Modellen durchaus normative Annahmen, insbesondere über das menschliche Verhalten.
Ich versuche in dem knappen Text auch plausibel zu machen, dass eine angemessene Kritik der Spieltheorie nicht bei der Frage des Nutzens stehen bleiben darf. Vielmehr muss sie kritisieren, wie die Interaktion zwischen strategisch handelnden Menschen gefasst wird - was also "Rationalität" und "Kooperation" eigentlich spieltheoretisch bedeuten. Denn die gängige Kritik moniert vor allem den reduktionistischen Begriff von Nutzen, der letztlich an Geldbeträgen modelliert ist. Nutzen gilt als unendlich teilbar und übertragbar, der x-Wert für Freundschaft soll y Faulheit und z Schokolade entsprechen.
Das ist tatsächlich keine "heuristische Vereinfachung", sondern ein Hirngespinst. Aber die ebenso fragwürdigen Prämissen der Spieltheorie über die menschliche Interaktion sind weit weniger beachtet worden. Hier geht es nicht darum, was die Spieler angeblich wollen, sondern darum, was sie können, was ihnen zuzutrauen ist.
Das ist keine scholastische Frage, sondern hat weitgehende politische Konsequenzen. Für Spieltheoretiker können beispielsweise Gemeingüter nur tragisch enden. Ausschließlich Situationen, in denen eine äußere Macht Verhaltensregeln durchsetzt und die Kosten dafür übernimmt, sind als "kooperativ" definiert. Damit steht die Spieltheorie nicht nur in der Tradition Adam Smiths, der dem egoistischen Markthandeln zutraute, als unsichtbare Hand die Gesellschaft zum Wohle aller zu ordnen. Sie fragt vielmehr mit Thomas Hobbes, wie gesellschaftliche Regeln entstehen und sich erhalten können. "Jeder Vertrag ist nur kraft seiner seiner Nützlichkeit gültig; fällt diese weg, so wird auch der Vertrag hinfällig und verliert seine Gültigkeit", postulierte Spinoza im Jahr 1670. "Darum ist es töricht, von einem anderen ewige Treue zu fordern, wenn man nicht gleichzeitig dafür sorgt, dass ihm aus dem Bruch des abzuschließenden Vertrages mehr Schaden als Nutzen erwächst." In einem fiktiven "Naturzustand" herrscht ein Krieg aller gegen alle.
Dieses Gesellschafts- und Menschenbild ist nicht nur für blauäugige Idealisten schwer auszuhalten. Als unhinterfragter Ausgangspunkt der Spieltheorie kann er nur zu kontrafaktischen Ergebnissen führen, sobald es um mehr geht als Auktionen zu planen. Mir wäre es auch sympathischer, diesen Aspekt kritisch herauszustellen: Statt die Spieltheoretiker anzuklagen "Ihr dürft menschliches Handeln nicht auf mathematische Operationen reduzieren!", würde ich darauf hinweisen: "Ihr liegt mir euren Beschreibungen und Prognosen offensichtlich falsch."

Soweit erstmal. Fortsetzung folgt.

Mittwoch, 7. November 2012

In letzter Zeit mache ich ja eher weniger in Stilkritik. Du wirst einfach nicht fertig. Während du einen Artikel schmähst, erscheinen zwei neue, die noch schlimmer sind. Ist ja eigentlich nicht verwunderlich: Je schlechter die Arbeitsbedingungen der Kolleginnen und Kollegen, desto weniger sorgfältig wird formuliert, also nachgedacht. Besonders fällt das auf, wo Stimmung machen und Atmosphäre verbreiten zum Job dazu gehören.
Wenn es Orte gibt, an denen die Trostlosigkeit wohnt, dann hat sie hier ein Zuhause gefunden. Ganz unten in einem dieser Elfgeschosser, die wie ein mürbe gewordener Zahn am Stadtrand von Berlin stehen, aschfahl, vernachlässigt, ein grau gewordener Menschenkäfig.
Aber was Constanze von Bullion gestern in der Süddeutschen abgeliefert hat, ist, by all standards, ein starkes Stück. Prosa.
Harry H. hat in Nummer 54 gewohnt, Parterre rechts … Sie riecht nach Rauch, und das wenige, das drinnen zu erkennen ist, sieht nicht nach einem trauten Heim aus.
Gemeint ist Spandau. Harry H. hat also in Nummer 54 gewohnt. Aber ein richtiges Zuhause war das nicht. Vielleicht hat er sich ja mit seiner Mitbewohnerin, der Trostlosigkeit, nicht verstanden.
Betitelt ist der Text übrigens mit „Rache für ein kaputtes Leben“ Fragezeichen. Rache? Wer weiß. Wessen Rache? Wer weiß. Von Bullion bestimmt nicht. Weder Bekannte des Opfers, noch des Täters haben mit ihr geredet. Aber sie verfasst natürlich trotzdem gerne 5 000 Zeichen.

Dienstag, 6. November 2012

Sonntag, 4. November 2012

Samstag, 3. November 2012

"Im Prinzip übersteht man jede Therapie"

Ein neues Interview bei Telepolis. Ich habe mit dem forensischen Psychiater und seit kurzem Buchautor Hans-Ludwig Kröber über Sicherungsverwahrung, Therapierbarkeit und die Faszination am sogenannten Bösen gesprochen.
Das neue "Therapieunterbringungsgesetz" ist ein Etikettenschwindel. Weil der Europäische Gerichtshof die nachträgliche Sicherungsverwahrung, wie sie in Deutschland praktiziert wurde, kassiert hat, ist man auf den Ausweg verfallen, Straffälligkeit und Verbrechen unter das Etikett "psychisch gestört" zu fassen. Alle, von denen man eine Rückfallgefahr annimmt, werden für psychisch gestört erklärt: "Wir sperren die nicht ein, wir therapieren die!" Der Hintergrund ist, dass das Gericht die zwangsweise Unterbringung nur erlaubt, wenn die Betroffenen psychisch krank sind und therapiert werden. Für Straftaten ab dem 1. Januar 2011 ist die nachträgliche Verwahrung nicht mehr möglich, stattdessen die "Therapieunterbringung", die aber plus minus genau dasselbe ist. Dass es dabei ums Therapieren ginge, ist ein Teil dieses Etikettenschwindels. Dazu muss man wissen, dass viele derjenigen, für die dieses Gesetz gemacht wurde, schon drei, vier, fünf Therapien hinter sich haben! Man übersteht im Prinzip jede Therapie, bleibt nur die Frage, ob sie das Verhalten ändert. Die Idee ist völlig abwegig, fünfzigjährige Männer mit über zwanzig Jahren Knasterfahrung in einer therapeutischen Zauberwerkstatt umzukrempeln. Und alle wissen das, auch die politisch Verantwortlichen.

Donnerstag, 1. November 2012

Fun fact # 13: Arbeitsmarkt

Ein Prozent der Beschäftigten der USA sind bei der Supermarktkette Walmart angestellt. Dazu kommen etwa noch mal so viele, die Waren zu den Geschäften bringen und die Läden sauber und in Schuss halten.

Dienstag, 30. Oktober 2012

Montag, 29. Oktober 2012

Wie Sensortechnik die Medizin verändert

Eine neue Art der Diagnose hält Einzug in die Medizin: Mit Sensortechnik lassen sich Zustände und Vorgänge im menschlichen Körper immer genauer erfassen. Winzige Messgeräte überwachen sie dauerhaft und übertragen ihre Ergebnisse in Echtzeit über Funk. Möglich wird dieses kontinuierliche Monitoring, weil kleinere und leistungsfähigere Implantate gebaut werden. Die Abwehrreaktionen des Körpers lassen sich durch neue Materialien und Messprinzipien überlisten, wenigstens für gewisse Zeit.
Wie wird der technische Fortschritt die medizinische Praxis verändern? Was bedeutet er für die Patienten? Und: soll man alles messen, weil man es eben messen kann?
Von solchen Fragen handelt das Radiofeature 'Die Neuvermessung des Patienten', das gestern im Deutschlandfunk zu hören war. Mein erster Beitrag für 'Wissenschaft im Brennpunkt', ich bin ein bißchen stolz auf mich!

Freitag, 19. Oktober 2012

Zur Geschichte des sogenannten Burnout

Was wir unter "Stress" verstehen, war früheren Generationen unbekannt. Wie ist das möglich, wenn sie doch durch wirtschaftliche Unsicherheit, Epidemien und Kriege ebenfalls großen, vielleicht größeren Belastungen ausgesetzt waren? Wenn jede Epoche die Krankheiten hat, die sie verdient – womit haben wir Stress und Burnout verdient? Diese und andere Fragen habe ich dem Medizinhistoriker Patrick Kury für Telepolis gestellt.
In einer sich beschleunigenden Leistungsgesellschaft hat man entweder Erfolg oder nicht. Stress in erster Linie als körperliches Leiden zu begreifen, dient der Rechtfertigung, wenn man keinen Erfolg hat. Einen Burnout zu haben, gilt als legitimer Ausstieg. Die Symptome von der Depression zu unterscheiden, ist ja in Wirklichkeit äußerst schwer. Aber das Etikett Burnout ist weit weniger stigmatisierend. Wer ausgebrannt ist, muss notwendigerweise einmal für irgendetwas gebrannt haben, ein Leistungsträger gewesen sein!
Soweit Kury. Je länger ich über "Patologisierung" nachdenke (und ich tue es schon eine ganze Weile, nämlich seit ich mit der Geschichte der Anti-Depressiva beschäftigt habe), desto rätselhafter wird es mir. Das psychosomasoziale Leiden wird verkörperlicht. Die Krankheit kommt gleichsam von außen, sie befällt uns. Aber warum schämen wir uns für die Schwäche unseres Willens mehr als für die Schwäche unseres Körpers?

(Antworten oder Literaturhinweise nehme ich gerne per Email entgegen.)

Freitag, 5. Oktober 2012

Ein neuer Grund, web.de zu lieben - die Schlagzeilen bringen's auf den Punkt, treffen mit Nagel auf den Dummkopf. Darf ein Politiker einen Bürger auffordern, das Maul zu halten? Darf ein Bürger die Aufforderung an einen Politiker richten? Und muss der sich dann dran halten?

Mittwoch, 3. Oktober 2012



Samstag, 29. September 2012

Macht Nachdenken gierig?

Ein kritischer Bericht von mir über eine neue spieltheoretische Studie ist bei Telepolis erschienen.
Seit John von Neumann und Oskar Morgenstern 1944 die ersten Grundlagen legten, wurde die Frage immer wieder hinausgeschoben, wie und warum die Spieltheorie mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit verbunden ist. Bis dieses grundlegende Problem geklärt ist, sollten sich Spieltheoretiker wohl besser mit politischen Vorschlägen zurückhalten.

Mittwoch, 26. September 2012

Dienstleistung und Gewalt

Der Täter war ein "Kunde des Opfers". War er mit dem "Service" nicht zufrieden?


Dienstag, 25. September 2012

"Demokratische Rechte werden abgebaut, die wir erkämpft haben"

Mein Interview mit Francis Fox Piven über die Erosion demokratischer Rechte in den USA ist bei Telepolis erschienen.

Freitag, 21. September 2012

"Psychische Volkskrankheiten"

Heute ist ein Artikel von mir über die Verbreitung von psychischen Störungen bei Telepolis erschienen. Nebenbei streife ich (zugegebenermaßen ziemlich oberflächlich) die Frage, warum sie häufiger werden, Leiden immer stärker als "Krankheit" begriffen wird und was mit diesem Ausdruck eigentlich gemeint sein soll.
Das seit Descartes beliebte Spiel "Körper oder Geist, Objekt oder Subjekt?" wird niemals langweilig. Zu den Spielregeln gehört, dass der Körper mit Unfreiheit assoziiert wird, während die Gedanken angeblich frei sein sollen. Das entspricht zwar der Arbeitsteilung in den modernen Gesundheitssystemen, die streng zwischen seelischer und körperlicher Behandlung zu trennen meinen. Tatsächlich aber ist jede Krankheit Ausdruck von beidem. Soma und Psyche greifen ineinander.
Laut dem gängigen Verständnis kommt eine Krankheit von außen. Sie befällt den Kranken. Er ist nicht Subjekt seines Leidens, sondern das Objekt von pathologischen Prozessen, die in ihm wirken, aber nicht zu ihm gehören sollen. Man "hat eine Erkältung" oder "Krebs". Der Ausdruck "Ich mache Krebs" klingt komisch.

Mittwoch, 19. September 2012

Berliner Provinz-Debatten, von England aus betrachtet

Das Sommerlochthema lautete bekanntlich "Berlin hasst die Touristen". Nun hat dieses Thema, über das sich so trefflich schwadronieren läßt, die englische Öffentlichkeit erreicht. In der lustig zu lesenden Guardian-Serie über Deutschland "The Accidential Empire" schreibt Jochen Hung:
Many locals are blaming "the foreigners", the tourists and bohemians from Britain, Spain or Scandinavia, for this sudden rent hike. Last year, Der Spiegel reported on a backlash against the growing international community in the district, spearheaded by one of the local bar-owners whose video manifesto against "the fucking students, artists and layabouts" went viral.
Es sei mal dahin gestellt, wie viele locals das eigentlich sind und ob der Touristenhass, den es in Berlin schon immer gab, nicht eher so etwas ist wie der eklige Schaum auf dem leckeren Bier der Gentrifizierungsablehnung, wenn ihr versteht, was ich meine ... Hung jedenfalls - und da ist der Guardian mal wieder um Längen voraus - beläßt es nicht dabei, einen angeblichen Kulturkampf zwischen Hipstern und Einheimischen nachzuzerzählen, sondern weist auf den Hintergrund hin:
Iit is the international financial crisis, triggered by the collapse of the US housing bubble, that led to Berlin's property boom. Germans who normally would have invested their savings on the stock market are now putting their money into relatively secure real estate. This run on property is fuelled by historically low interest rates.

Dienstag, 18. September 2012

Schüler unter RFID-Dauerbeobachtung

Ein neuer Artkel von mir beschäftigt sich mit RFID-Überwachung in amerikanischen Schulen. Altersheime und Gefängnisse werden am Rande erwähnt.
Auch wenn der Werbeslogan vom "Internet der Dinge" mittlerweile etwas staubig riecht, in Krankenhäusern, Bildungseinrichtungen und anderen sozialen Einrichtungen könnte für die RFID-Technik Wachstumspotential vorhanden sein. Obwohl Hersteller und Finanziers unbeirrt das Gegenteil behaupten, sind die Rationalisierungseffekte durch RFID in Produktion, Logistik und Einzelhandel in der Regel recht klein. Anders, wenn Funküberwachung tatsächlich zur kleinräumigen Kontrolle von Menschen eingesetzt wird, denn dadurch kann wirklich teure Arbeitszeit von Betreuern und Aufpassern einspart werden kann. Das lohnt sich vor allem in Gefängnissen, Altersheimen, Psychiatrien, kurz: in allen Einrichtungen, die der Soziologe Erving Goffman als "totale Institutionen" charakterisiert hat.

Freitag, 14. September 2012

"Die Kassenärzte jammern auf sehr hohem Niveau"

Mein Interview mit Wulf Dietrich, dem Vorsitzenden des Vereins Demokratischer Ärztinnen und Ärzte" (VDÄÄ) ist bei Telepolis abrufbar. Er spricht über Bedarfsplanung im Gesundheitssystem, verfehlte Protestaktionen der nierdergelassenen Ärzte und das kommende Krankenhaussterben.
Wulf Dietrich: Die Fehl- und Überversorgung ist das Ergebnis davon, dass die medizinische Versorgung rein finanziell gesteuert ist. Wir haben in München einfach zu viele niedergelassene Ärzte. Viele von ihnen haben am Anfang hohe Schulden und müssen zusehen, dass sie ihre Ausgaben wieder rein bekommen. Wer 100.000 Euro oder mehr in die Kassenärztliche Zulassung, die Praxis und Geräte investiert, muss diese Geräte auch einsetzen, damit sie sich amortisieren. Es wäre viel vernünftiger, kleinräumig eine Bedarfssteuerung einzuführen: Wie viele Herzkathederplätze brauchen wir wirklich?

Donnerstag, 13. September 2012

Warum hungern wieder mehr Menschen?


Was sind die Ursachen der Nahrungsmittelkrisen? Wie hängen 'land-grab' und 'peak soil' zusammen? Welche Rolle spielt die Spekulation mit Rohstoffen und Grundnahrungsmitteln?
Professor Philip McMichae erklärt die Verwerfungen in der globalen Nahrungsmittelproduktion unter anderem daraus, dass unser Agrarsystem auf dem Raubbau fossiler Energiequellen beruhte. Seine Darstellung ist vielleicht etwas schematisch, aber verdienstvoll, schleißlich spricht kaum jemand über diese Zusammenhänge.

Freitag, 7. September 2012

Schon wieder ein neuer Grund, web.de zu lieben:

Mittwoch, 5. September 2012

Etwa 40 der 140 Bandenmitglieder des neonazistischen "Thüringer Heimatschutzes" waren also laut Thüringer Allgemeinen Informanten des Bundesnachrichtendienstes, der Verfassungsschutzämter, des Miliärischen Abschirmdienst. Nach bisheriger Zählung. Die ist ja bekanntlich noch nicht vorbei.

Mal eben bruchrechnen.

Ergebnis: Fünf von sieben Nazis ließen sich ihr Nazitreiben nicht von Staat bezahlen.

Dienstag, 4. September 2012

"Die letzten Gemeingüter dieses Planeten verschwinden"

Ein Interview von mir mit dem englischen Autor Fred Pearce über 'land grabbing', die Vorurteile von Naturschützern und die Rettung unseres Planeten durch Kleinbauern ist gerade bei Telepolis erschienen:
Das sogenannte land grabbing gab es bereits vor 2007, aber seitdem hat es neue Ausmaße erreicht. Einen Eindruck von den Dimensionen dieser Umverteilung vermittelt die Internetseite Landmatrix, die unter anderem von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) betrieben wird. Schätzungen reichen von 56 bis zu 80 Millionen Hektar in den Jahren 2008 bis 2010. Der überwiegende Teil davon liegt in Afrika südlich der Sahara. Die Dunkelziffer ist groß, weil viele Verträge vertraulich behandelt werden. Sicher ist, dass es sich um einen wichtigen und stärker werdenden Trend handelt. Als der Südsudan souverän wurde, hatte er bereits neun Prozent seines Territoriums an ausländische Investoren verkauft oder verpachtet.

Sonntag, 2. September 2012

Samstag, 1. September 2012

Ich war noch jung damals und in Geschmack und Haltung keineswegs gefestigt, als ich an der Straßenbahnhaltestelle von einem Zwanzigjährigen mit Baseball-Kappe und Schnurrbart erst ausgiebig beäugt und dann im breiten Dialekt meiner Heimatstadt angesprochen wurde. Er stellte eine mir seitdem unvergessliche Frage.
So wie du rumläufst – was soll das eigentlich sein?
Dies nicht herausfordernd, sondern eher neugierig. Ich hätte versuchen sollen, ihm die vielen subkulturellen Versatzstücke zu erklären, die ich am Leibe trug. Oder wenigstens, was sie mir bedeuteten. Stattdessen murmelte ich "Ach, leck mich doch ...", denn das war in der Regel die beste Antwort, wenn man in Ludwigshafen von Unbekannten angesprochen wurde. Allerdings sagte ich es ziemlich leise, denn das war in der Regel die richtige Lautstärke, um nicht auf die Mütze zu kriegen.
Aber der Kollege wollte mir ja gar nichts tun. Er verstand einfach nicht, was ich meiner Mitwelt sagen wollte mit meinen Ansteckern, bemalten Halbschuhen und komischen Frisur. Für ihn passte das alles nicht zusammen.
Nach der Lektüre von Magnus Klaues Konkret-Artikel geht es mir wie ihm. Darin geht es, so viel habe ich verstanden, um das Wohnen zur Miete und den Hass auf Touristen, der angeblich in Berlin grassiert. Der Text besteht aus kulturhistorischen Versatzstücken, aus der Kolportage von Gerüchten aus der linken Szene und Klischees über die "alternative Lebenswelt". Der Mieter sei ein Bürger und zahlt fürs Dach überm Kopf, was ein Versprechen auf Befreiung sein soll. Aber das geht offenbar schief, und der Bürger-Mieter geht sich und den anderen Menschen immer mehr auf die Nerven. Über das Kreuzberger Milieu schreibt Klaue so, wie ich über, sagen wir mal: französische Investment-Banker schreiben würde. Ich habe keine Ahnung, wie die leben und ticken.
Aber Klaue zitiert grazil und aus dem Zusammenhang, erklärt im Vorübergehen den Arbeitskreis Kritische Geographie zu Volldeppen, um schließlich zum Ergebnis zu kommen, sowohl der Touristenhass, als auch die Kritik am Touristenhass seien irgendwie Ausdruck derselben Misere. Und all das (und mehr) gipfelt in der folgenden Fanfare:
Erst wenn die Einwohner der Alternativkieze erkennen, daß ihr eingebildeter Kosmopolitismus nur Multikulturalismus war, wenn sie sich also entscheiden, endlich bei sich selber auszuziehen, um bei sich selber anzukommen, wo immer das auch sei, könnten auch die Kreuzberger einmal zu Menschen werden. Es wird noch lange dauern.
Der Kreuzberger als Halb-Mensch, dabei aber humanistisches Pathos und Adorno-Jargon bis zum Abwinken – was soll das eigentlich sein?

Freitag, 31. August 2012

Arbeitsfähig bis zum Ableben


Nach lange Zeit mal wieder ein Artikel über Großbritannien, diesmal über die Bemühungen der Regierung, mit Hilfe eines Dienstleistungskonzerns die Zahl der arbeitsunfähigen Sozialhilfeempfänger zu drücken:
Seit einigen Wochen wird die öffentliche Kritik an Atos und dem Arbeitsministerium lauter. Das spiegelt sich auch in der Berichterstattung: Nachdem jahrelang ausschließlich Geschichten über Sozialbetrüger im Stil der "Florida-Rolf"-Saga zu lesen waren, etabliert sich nun ein neues journalistische Genre: die Reportage, die vom tragischen Schicksal eines Schwerbehinderten erzählt, den private Prüfer und Arbeitsämter drangsalieren.

Mittwoch, 29. August 2012

Der kleinste gemeinsame Nenner auf dem Meinungsmarkt, die blindeste Blödheit - zuverläsig zugestellt von GMX und WEB.DE

Donnerstag, 23. August 2012

Ob Panda oder militant



- wichtig ist der Widerstand.

Dienstag, 21. August 2012

"Die Mordbrenner sind immer die anderen"

Heute vor zwanzig Jahren begannen in Rostock-Lichtenhagen die Angriffe auf die Asylbewerber. Spiegel-Online bringt aus diesem Anlass einen Artikel:
Das große Verdrängen

Der Bundespräsident kommt, die Kamerateams reisen an - es ist der 20. Jahrestag der schwersten ausländerfeindlichen Krawalle in der Geschichte der Bundesrepublik. Alle Augen sind auf Rostock-Lichtenhagen gerichtet. Das passt nicht allen Bewohnern. Sie sagen: Es wurde genug erinnert.
Ja, ja, verdrängt wird da viel und auf allen Ebenen. Zum Beispiel dieses Titelblatt vom September 1991:

Sonntag, 19. August 2012

Dienstag, 14. August 2012

Web.de: So doof, daß die Schlagzeile ins Surreale kippt.

Dienstag, 7. August 2012

Einer der ersten Busse, erstaunlich voll. Wer so früh aufstehen muß, gehört nicht zu den Gewinnern. Es fühlt sich viktorianisch an: diese verschämte Armut, die ihre Anständigkeit gegen die allgegenwärtigen Verdächtigungen behaupten muß. Viele Alte, die immer noch verdienen müssen. Putzfrauen, Hausmeister, Verkäuferinnen. Dazwischen ein paar Touristen mit schwerem Gepäck auf dem Weg zum Bahnhof oder dem Flughafen. Auffällig viele Polizisten, ebenso viele Wachleute. Leicht ersetzbare Bürokräfte. Wir räumen auf, putzen das Klo, halten die Verbrecher fern und die Rolltreppe in Gang, so daß die über uns Entscheidungen treffen können. Die stehen später auf und fahren nicht mit dem Bus, sondern mit dem Auto oder lassen sich fahren. Nur wenn sie ganz exzentrisch sind, steigen sie aufs Rad.

Montag, 30. Juli 2012

Deutsche Landschaft

Montag, 23. Juli 2012

Die Abschaffung der Geisteskrankheit mit den Mitteln der Hirnforschung

Neuer Text bei Telepolis:
Innerhalb von zehn Jahren will eine Kampagne in den USA die "Krankheiten des Gehirns" besiegen - wozu für die Initiatoren ziemlich alles von Alzheimer bis zum Drogenmissbrauch gehört. Im Zentrum der Öffentlichkeitsarbeit von "One Mind for Research" stehen allerdings die Schwierigkeiten der heimgekehrten Kriegsveteranen. Hinter der Initiative stehen Teile der amerikanischen Pharmaindustrie - aber warum werden sie nicht ausgelacht?

Donnerstag, 28. Juni 2012

Obwohl die Berliner Polizei erst einmal "in alle Richtungen" ermittelt hat, ist es ihr dennoch gelungen, den Täter zu fnden, der vor einer Moschee einen Drobrief und einen Schweinekopf gelegt hat. Der Mann ist laut Berliner Zeitung Rassist und nicht der hellste:
Auf die Spur von Harald B. kamen die Ermittler durch einen Kassenbon, der am Tatort sichergestellt worden war. Er stammt aus dem Supermarkt, in dem die Schweineköpfe gekauft worden waren. Der 25-jährige Mann ist nach Angaben der Sicherheitsbehörden bereits wegen Körperverletzung und einer fremdenfeindlichen Tat bekannt.

Montag, 25. Juni 2012

Austerität funktioniert!


Die Schlagzeilen von tagesschau.de heute abend - in chronologischer Reihenfolge:
Zypern beschließt hartes Sparprogramm (02.12.2011)

Auch Zypern braucht möglicherweise Euro-Hilfen (04.06.2012)

Spanien beantragt Milliarden für seine Banken

Auch für Fitch sind Zyperns Anleihen nur noch Ramsch

Zypern bittet um Hilfe aus EU-Rettungsschirm

Freitag, 22. Juni 2012

Das haben Sie sich verdient


Gefunden in München. Sie haben einen Humor da unten, auf jeden Fall, auch wenn ich diese Sorte nicht kenne.

Donnerstag, 21. Juni 2012

Eine Zitterpartie



"Die Märkte" sind "beunruhigt": eine "Zitterpartie", bis sie bekommen, was sie wollen.

Sonntag, 17. Juni 2012

Wer um Himmels Willen schreibt so etwas über das Buch "Kanak Sprak" von Feridun Zaimoglu?
Als „Kanak Sprak“ vor achtzehn Jahren erschien, war das Buch eine Sensation: Weil es den Einwanderern der zweiten Generation eine Stimme gab.
Zaimoglu war's selbst, der Autor eben dieses gnadenlos überschätzten Buchs aus Zusammengesuchten und Zurechtgedrehtem. Dezenz war seine Sache nie.

Mittwoch, 13. Juni 2012

Deutschland in Cyberkrieg

Gezielte Sabotage übers Internet, vulgo "Cyberwar", galt lange als Domäne der Bösen, der Schurkenstaaten und aufstrebenden Diktaturen. Ohne Protest, ohne auch nur eine Debatte haben die westlichen Staaten nun militärische Organisationen geschaffen und "Kapazitäten aufgebaut", wie es im Jargon heißt, um Internetsabotage betreiben zu können.

Erich Moechel vom ORF hat einige Fakten dazu zusammengetragen.

Schon im November 2011 hatte die Direktorin der Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) mit der Ankündigung "den Schwerpunkt unserer 'Cyberforschung' auf die Erkundung offensiver Kapazitäten verlegen" aufhorchen lassen. Bis dahin war seitens der Militärs immer nur von Abwehr derartiger Angriffe die Rede gewesen. ... Am 5. Juni kam die deutsche Bundeswehr, die sich in Sachen Cyberwar bis dahin extrem bedeckt gehalten hatte, mit der überraschenden Mitteilung heraus, dass nun auch Deutschland über "Anfangskapazitäten" für diese Art von offensiver Kriegsführung verfüge.
Und in einem Artkel der Financial Times Deutschland hieß es letzte Woche:
Die deutschen Militärstrategen gehen davon aus, dass die Bundeswehr einen Angriff mit digitalen Waffen nicht isoliert führt, sondern eingebettet in "abgestimmte Maßnahmen" - also flankierend zum Gebrauch konventioneller Waffen.
Moechel glaubt übrigens, dass der kürzlich aufgetauchte Virus Flame ein Produkt amerikanischer und britischer Geheimdienste und der Überwachungsindustrie ist.

Samstag, 9. Juni 2012

Kinderfreunde und Frauenbeschützer

Julia Jüttner berichtet im Spiegel aus Insel in Sachsen-Anhalt, ein Dorf, dessen Bewohner bekanntlich zwei ehemalige Sicherungsverwahrte vertreiben wollen.
"Es muss endlich etwas passieren", sagt Brigitte Kaiser. Sie hat sich von Anfang an auf die Seite der ehemaligen Langzeithäftlinge gestellt. Doch weder sie noch andere Befürworter wollen ihre Namen veröffentlicht sehen - ein Zeichen dafür, welch erschütternde Stimmung in dem Dorf mit sieben Straßen und keinem einzigen Geschäft herrschen muss.
In vereinzelten Fällen war die Bedrohung so groß, dass die Betroffenen Polizeischutz bekamen. "Man drohte uns, unser Haus würde angezündet werden", sagt Nicole Maurer*, eine junge Mutter. "Bei aller Zivilcourage - da liegt man nachts trotzdem wach. Und das Verrückte ist: Ich bange um meine Kinder - aber nicht wegen der Sexualstraftäter, sondern wegen des geballten Hasses einiger Nachbarn."
Vor wenigen Jahren wurde in Insel ein elfjähriges Mädchen missbraucht. Dorfbewohner rieten der Mutter des Mädchens damals, von einer Anzeige gegen den Jungen aus dem Ort abzusehen. "Und jetzt stehen ausgerechnet die in den Reihen der Protestler", sagt Nicole Maurer.
Einwohner, die so denken wie Nicole Maurer und Brigitte Kaiser, halten sich inzwischen zurück mit ihrem Engagement. "Wer Verständnis zeigt, wird sofort niedergebrüllt", sagt Eva von Angern, Rechtspolitische Sprecherin der Linksfraktion in Sachsen-Anhalt, "und das in einer Art und Weise, die mit Demokratie nichts zu tun hat". Man habe ihm den Zutritt zur letzten Dorfversammlung verweigert, sagt ein Mann, der sich für die verurteilten Sexualstraftäter einsetzt und Kontakt zu ihnen pflegt.

Freitag, 8. Juni 2012

Vergangenheit, deutsche (2012)

Der Onkel von Joachim Gauck folgte als SA-Mann zunächst den Nationalsozialisten, entwickelte sich jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg zum erbitterten Gegner der SED-Diktatur.
Der Mann war Nazi und trotzdem gegen die Regierung der DDR! Seltsam, aber so steht es geschrieben. In der Zeit von letzter Woche.

Donnerstag, 7. Juni 2012

Der implantierte Arzt

Ein neuer Text von mir ist in der Schweizer Wochenzeitung erschienen. Überall auf der Welt werden neue Sensorimplantate für den medizinischen Einsatz entwickelt. Wie funktionieren sie und welchen Nutzen bringt das?
Gemessen wird im Körper und damit im tatsächlichen Zusammenspiel der Organe, nicht in einer Gewebeprobe in einer Petrischale. Die Systeme überwachen dauerhaft einen oder mehrere Biomarker und übertragen die Ergebnisse ohne Verzögerung über Funk. Das medizinische Potenzial dieser Technik ist gewaltig. Manche Hersteller träumen sogar von geschlossenen Regelkreisen – dasselbe System würde Diagnose und Therapie übernehmen: Sensoren erfassten den gegenwärtigen Zustand und stellten bei Bedarf den erwünschten Zustand mit einer Medikation oder einer elektrischen Stimulation wieder her.

Sonntag, 3. Juni 2012

Auch ein Job

Bildunterschriften dichten.

Mittwoch, 30. Mai 2012

"Verschwörungstheorien"

Als vor einigen Wochen mein Interview mit Yanis Varoufakis erschien, bekam ich öfters den Vorwurf zu hören, ich würde Verschwörungstheorien verbreiten. Varoufakis sagte nämlich unglaubliche Sachen wie
Ich habe wichtige Entscheidungsträger getroffen und bei meinen Gesprächen mit ihnen den Eindruck gewonnen, dass man in Frankfurt der einhelligen Meinung ist, dass Griechenland und Portugal aus dem Euro ausgeschlossen werden müssen, möglicherweise auch Irland, sobald die französischen Präsidentschaftswahlen am 22. April vorbei sind. Gleichzeitig, sagt man dort, soll die Europäische Zentralbank neue Milliarden in den Banksektor pumpen, damit Italien und Spanien in der Union bleiben können. ... Ich denke, die letzte Entscheidung ist noch nicht getroffen. Mir scheint es scharfe Gegensätze zwischen mindestens drei Machtzentren in Deutschland zu geben: "Frankfurt", "Berlin" und schließlich die deutsche Industrie.
Aus der Luft gegriffen? Gut zwei Monate später schreiben die deutschen Zeitungen unter anderem das
EU-Kommission will Banken unter Rettungsschirm holen - Ein Vorschlag der EU-Kommission sorgt für Optimismus an der Börse: Brüssel will strauchelnden Banken Geld aus dem Euro-Rettungsfonds ESM zukommen lassen. Das käme vor allem Spanien gelegen. Dax und Euro reagierten im Handel mit regelrechten Freudensprüngen auf den Vorstoß.
und das
"Für einen Totalschaden ist Griechenland zu klein" - Thomas Mayer, der scheidende Chefvolkswirt der Deutschen Bank, findet den Ausstieg Griechenlands aus der Eurozone beherrschbar.

Varoufakis wird sich leider kaum darüber freuen können, wenn er am Ende recht behält.

Samstag, 26. Mai 2012

Freitag, 25. Mai 2012

Doofe Städter

Alles muß man erklären.

Donnerstag, 24. Mai 2012

"Die Weltwirtschaftskrise ist eine Krise der Urbanisierung"

Mein Interview mit David Harvey ist bei Telepolis erschienen. Es geht um die Geschichte des Kapitalismus als eine Abfolge von Immobilienblasen, das merkwürdige Weiterleben des Neoliberalismus und die Stadt als Ausgangspunkt für eine neue Bewegung.
Ich sage: wir leben in Städten, hier lieben wir, hier werden wir ausgebildet, hier arbeiten wir. Das Urbane gehört zu unserem Wesen; die Stadt macht uns zu dem, was wir sind. Wir alle zusammen produzieren die Stadt, also sollten wir auch entscheiden dürfen, wie die Stadt aussehen soll.

Welche Frage brennt uns wirklich unter den Nägeln, wenn von Aserbaidschan die Rede ist?

War ja klar ...

Sonntag, 20. Mai 2012

Fun fact # 12: Drogenkriminalität

General Jesús Gutiérrez Rebollo war von 1996 bis 1997 der mexikanische Regierungsbeauftragte für die Bekämpfung illegaler Drogen und wurde dann zu einer Gefängnisstraße von 31 Jahren verurteilt, weil er einem der großen mexikanischen Schmugglerkartelle zugearbeitet hatte.

Freitag, 18. Mai 2012

Deutschland und der Euro: Mit etwas Abstand sieht man besser

In the buzzing bars and cafes of Berlin, you would hardly know that the rest of the Europe is embroiled in a crisis that threatens to spiral out of control. Most talk in the Mitte or Kreuzberg districts this week has been about the debacle of Berlin's new airport not opening on time and a pitch invasion by Düsseldorf football fans on the night the local team Hertha were relegated.
Das schreibt, ganz richtig, der Guardian. Die Euro-Krise und besonders die Entwicklung in Griechenland beherrschen die Schlagzeilen in ganz Europa. In ganz Europa? Nein, ein breites Land in der Mitte tut so, als ginge es das alles nichts an. Weil der Rest der Welt erst mal "seine Hausaufgaben machen" muss. Die Provinzialität und der Konformismus der deutschen Presse tun mir regelrecht weh.

Wenn übrigens Griechenland demnächst gezwungen wird, den Euro zu verlassen, remember you read it here first.

Dienstag, 15. Mai 2012

Freitag, 11. Mai 2012

EU-Kampfroboter gegen Grenzgänger

"Sicherheit" ist bekanntlich ein mindestens ebenso nichtssagender Begriff wie "Freiheit" - frei von was? sicher wovor?

Die Europäische Union finanziert jedenfalls Forschungsprojekte, die für mehr Sicherheit sorgen sollen, wie die urbane Überwachungsplattform Indect oder auch Talos - halbautonome Landdrohnen, die Migranten ohne Papiere am Grenzübertritt hindern sollen.
The unmanned ground vehicle (UGV) was demonstrated in Poland in mid-April at a military training ground in front of a hundred-or-so people, including officials from Frontex, the EU's Warsaw-based border control agency, Polish ministers and border guards from around Europe. The complete system includes two autonomous UGVs, an unmanned command unit and a two manned command centres. Sensor towers are deployed in areas not accessible to UGVs.
Dieses Projekt, über das ich in verschiedenen Zeitschriften geschrieben habe, hat nun seinen Prototyp vorgestellt (ohne dass die europäische Presse davon zur Kenntis genommen hätte). Wirklich automatisch und wirksam abschreckend wäre Talos natürlich erst dann, wenn es als mobile Selbstschussanlage fungierte. Eine Bewaffnung der Drohne war auch tatsächlich angedacht, dann aber politisch nicht durchsetzbar.
The consortium, which includes Israeli Aerospace Industries, at one stage explored arming the interceptor with non-lethal weapons, such as tear gas and, according to one soucre, "a kind of acoustic device." The idea was later dropped and Spronska said the project never developed any interfaces or applications to house weapons. But official Talos literature says there is still "space" for non-lethal weapons "to be considered" in future.

Donnerstag, 10. Mai 2012

Dienstag, 8. Mai 2012

Was bleibt vom Sequenzierungs-Hype?

Nach wie vor ist regelmäßig zu lesen, dieses und jene "Gene für X" sei nun entdeckt worden, wobei die Variable offenbar für ziemlich jedes körperliche oder geistige Merkmal stehen kann. Da tut es gut, dass wenigstens Humangenetiker und Mediziner hinter die Aussagekraft der individuellen genetischen Varianten ein großes Fragezeichen machen.
Mein Bericht über die Anhörung des Deutschen Ethikrats letzte Woche zu "Grenzen und Möglichkeiten prädiktiver genetischer Diagnostik" bei komplexen Krankheiten ist gerade bei Telepolis erschienen.
Ohne Computer wäre es nicht möglich geworden, die Abfolge der Nukleotiden im Zellkern aufzulisten. Aber der Zusammenhang zwischen moderner Genetik und Informationstechnik geht über die Technik der DNA-Sequenzierung hinaus. Weil es halt so praktisch gewesen wäre, übernahm der Mainstream der Genetik von der Informationswissenschaft (je nach Vertreter mehr oder weniger bewusst) das Modell einer Programmsteuerung. Die elementaren Zeichen im "Code der Erbinformation" seien die Basenpaare, die bei der Zellvermehrung ausgelesen werden und so die Ontogenese regeln, die Entwicklung des lebendigen Organismus. In diesem Modell sind die Aufgaben klar verteilt: Die DNA teilt den Zellen mit, was sie zu tun und zu lassen haben. Der Ablauf "DNA - Transkription - RNA - Translation - Protein" entspräche demnach einer Signalkette und, sofern dieser Prozess störungsfrei verläuft, der Genotyp dem Phänotyp.

Montag, 7. Mai 2012

Kurzrezension in der Sozial.Geschichte

Jetzt ist sie erschienen, die sehr wahrscheinlich letzte Besprechung von Datenschatten. In der neuen Ausgabe der Sozial-Geschichte heißt es unter anderem, das Buch sei
ein kluger und gut lesbarer Beitrag zur Diskussion um die „Überwachungsgesellschaft“
Danke für die Blumen!

Mittwoch, 2. Mai 2012

Fun fact # 11: Rationalisierung

"Ist in den letzten zwei Jahren in ihrem Betrieb Personal in deutlichem Umfang abgebaut worden?" Auf diese Frage antworten etwa 30 Prozent aller deutschen Beschäftigten mit ja.

(Quelle)

Montag, 30. April 2012

"Angst ist die ansteckendste Krankheit überhaupt"

Was motiviert und wie denken Impfgegner? Warum sind es vor allem sehr arme und ganz reiche Menschen, die ihre Kinder nicht impfen lassen? Wie könnte eine vernünftige Berichterstattung über Impfungen und ihre Vor- und Nachteile aussehen?

Darüber habe ich für Telepolis mit dem amerikanischen Journalisten Seth Mnookin gesprochen, der mit "The Panic Virus" sozusagen eine Kritik der Impfkritik vorgelegt hat. (Mehr Infos auf deutsch über Mnookins Buch gibt es hier.)
Die individualistische Vorstellung ist ganz falsch, die Menschen könnten ihre medizinische Entscheidungen danach treffen, "was für sie persönlich das beste ist". Im Fall des Infektionsschutzes sind die Konsequenzen einer Entscheidung nicht auf die Entscheider begrenzt. Was die anderen tun oder auch nicht tun, hat unweigerlich Konsequenzen auch für mich.
(...)
Gerade weil vielerorts die Herdenimmunität gegen Krankheiten wie die Masern erreicht wurde, können Eltern sich sozusagen als Trittbrettfahrer verhalten. Auch wenn sie dem eigenen Kind mögliche Nebenwirkungen einer Impfung ersparen, bleibt das Ansteckungsrisiko klein.

Die Nachteile und Probleme von Impfungen werden in dem Interview leider nur pauschal als solche genannt; auf sie eingehen konnten wir aus Zeit- und Platzgründen nicht (was jetzt im Telepolis-Forum zurecht bemängelt wird).

Mnookins Kritik am atomistischen Charakter der Argumente für und wider Impfungen finde ich besonders wichtig. Es ist bezeichnend, dass sich beispielsweise deutsche Impfgegner "Ärzte für individuelle Impfentscheidung" nennen. Um es etwas boshaft und ideologiekritisch zu formulieren: Vielleicht gehört auch das zu einer Erklärung der erstaunlichen Tatsache, dass die Trittbrettfahrerei in der Ober- und oberen Mittelschicht besonders weit verbreitet ist. Infektionen erinnern uns nämlich daran, dass wir trotz allem in einer Gesellschaft leben; aber der unvermeidbare soziale Zusammenhang - meine individuelle Entscheidung ist notwendigerweise auch eine soziale Entscheidung - ist in der bürgerlichen Vorstellungen von Gesellschaft nicht wirklich vorgesehen. Herdenimmnität darf dann als Argument keine Rolle spielen Dass die negativen Folgen für die anderen so beharrlich ausgeblendet und negiert werden, entspricht dem Sozial-Darwinismus, den die Bürger ja ohnehin alltäglich praktizieren - die (Immun-)Starken überleben, die Schwachen nicht.

Sonntag, 29. April 2012

Über Transparenzfetischisten und ihre Feinde

Im Moment hacken ja alle auf der Piratenpartei herum - und das zum Teil aus ganz falschen Gründen. In der aktuellen Konkret ist meine Kritik an Byung-Chul Hans "Transparenzgesellschaft" erschienen.
Gegen die Idee einer nach-privaten Gesellschaft, die noch die letzten Winkel ausleuchtet, wendet Han ein, daß menschliche Beziehungen allzu scharf betrachtet kaputt gehen. Keine Liebe hält es aus, unters Mikroskop gelegt zu werden. Aber so naiv die Befürworter einer post-privacy sind, die sich selbst unter Dauerbeobachtung stellen wollen, so obskurantistisch ist Hans Kritik an der Vernetzung. Stattdessen plädiert er für das Geheimnis, das Unsagbare und Unberechenbare.
Mir kommt es übrigens immer mehr so vor, als sei der letzte Topos - Kulturkritik, die die Quantifizierung zur Wurzel allen Übels erklärt - eine besonders deutsche (romantische) Tradition.

"Sehr nah dran, aber leider auch weit weg"

Speaking of Polizei und Muslim-Hasser: Peter Carstens von der FAZ ist für die deutschen Sicherheitsbehörden, was die „Bravo!“ für Justin Bieber ist: Fanberichterstattung, aber ganz nah dran. Was also wird Carstens aus dem interessanten Verhältnis zwischen Strafverfolgern und dem sogenannten Nationalsozialistischen Untergrund machen?
Die Sonderkommission „Bosporus“ habe mehr als 110.00 Personen überprüft. Das berichtete am Donnerstag der frühere Leiter der Sonderkommission „Bosporus“, Geier, vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestags, der zum ersten Mal seit seiner Konstituierung Zeugen befragte. Doch alles Bemühen war umsonst.
Schade eigentlich, dass alle Überprüften Türken waren! Andererseits, wenn die Ermittlungsgruppe mit dem programmatischen Namen noch weitere 200 000 Migranten überprüft hätte, vielleicht hätten sie dann doch irgendwann einen gefunden, der ihnen verraten hätte, welcher Nazi der Mörder war. Peter Carstens Fazit, so ungefähr: die Kollegen haben eigentlich alles richtig gemacht, viel Aufwand betrieben, aber leider, leider Ermittlungspanne. „Jetzt erzählen Sie mir mal in zwei Sätzen die Geschichte, die Sie Schreiben wollen!“ forderte mich kürzlich ein Redakteur auf (und mir fielen wirklich keine geeigneten zwei Sätze ein). Carstens Narrativ, finde ich, „funktioniert nicht“.

Samstag, 28. April 2012

Ein Mann hat am Sonnabend abgetrennte Schweineköpfe vor einer Moschee in Berlin-Neukölln entdeckt. Ob die Tat politisch motiviert war, wird jetzt geprüft.
weiß die Berliner Zeitung. Wie diese polizeiliche Prüfung aussieht, würde mich schon interessieren. Die Schweine sind ja nicht mehr vernehmungsfähig. Ansonsten schlage ich vor, eine andere Formulierung zu verwenden, bis die Untersuchung abgeschlossen ist. Zum Beispiel: "Abgetrennte Schweineköpfe vor Moschee: Berliner Polizei kann keinen politischen Hintergrund erkennen". Oder: "Ehrliche Finder suchen die Person, die ihre Schweineköpfe in der Nähe einer Moschee verloren hat. Spätere Verhaftung nicht ausgeschlossen."

Freitag, 27. April 2012

Lecker, lecker, Speichellecker

"Der Pop-Titan" - wo ist das NATO-Bombardement, wenn man es braucht?

Donnerstag, 26. April 2012

Praxis der Halbbildung

Ich selbst bin ja Autosemididakt. Will sagen, meine Halbbildung habe ich mir eigenständig angeeignet. Sie ist nicht perfekt, aber ich komm schon klar. Finde mich zurecht, irgendwie. Ich habe auch nicht das Gefühl, unter meiner Halbbildung zu leiden. Aber das tut ja niemand. Philip Rösler, Sascha Lobo und Holger Apfel bestimmt auch nicht.

Und dann denk ich mir, vielleicht ist gerade das unser Problem ...

Dienstag, 24. April 2012

Hat die Spieltheorie eine Geschichte? Ich hoffe es.

Das Gefangenendilemma spielt in der Wirtschaftswissenschaft – ach, sagen wir ruhig: der sogenannten Wirtschaftswissenschaft – eine prominente Rolle. Es geht so: In einer bestimmten Situation profitieren zwei Spieler von gegenseitigem Vertrauen, einer von ihnen kann aber auch "seinen Nutzen maximieren", indem er den anderen betrügt. „Gefangenendilemma“ heißt das Modell, weil es klassischerweise an der Situation von zwei Verbrechern veranschaulicht wird, die von der Polizei verhört werden. Schweigen beide, dann werden sie zu derselben Gefängnisstrafe verurteilt. Belastet einer den anderen, geht er selbst frei aus, während der andere eine längere Strafe absitzen muss. Die beiden können sich nicht beraten, und sie können sich nicht sicher sein, wie der andere handeln wird. Was tun?

In der englischen Talkshow Golden Balls hat ein Spieler eine unkonventionelle Lösung für dieses Problem gefunden. Watch this:

Gefunden habe ich dieses faszinierende Dokument der Zeitgeschichte im Blog von Bruce Schneier, dem bekannten amerikanischen Sicherheitsexperten - auf Schneier passt dieser Allerwelts-Ausdruck einmal – und ich kann verstehen, warum der Clip jemanden fasziniert, der sich beruflich mit Täuschung beschäftigt.

Samstag, 21. April 2012

Schund-Produktion

Den Verdacht haben wir wohl alle schon mal gehabt: dass die Waschmaschine kurz nach Ablauf der Garantiezeit kaputt geht, ist kein Zufall. Stimmt, schreibt Armin Forster in der WOZ und bringt Beispiele.
Belegt ist der Fall eines Tintenstrahldruckers von Epson, der nach einer gewissen Anzahl von Ausdrucken den Geist aufgab – weil ein Chip mitzählte und eine falsche Fehlermeldung produzierte. Wolfgang Neef unterrichtet angehende ProduktentwicklerInnen in Berlin und Hamburg – und diskutiert mit ihnen über ihre Verantwortung. Zu hören bekommt er Erstaunliches. «Die Studierenden sagen, dass sie bei manchen Dozenten lernen: Ein Getriebe baut man so, dass es sechs Jahre hält und danach kaputtgehen soll. Und dann darf möglichst keiner rankommen zum Reparieren.»
Ein kapitalistisches Unternehmen, das Dauerhaftes herstellt, schneidet sich ins eigene Fleisch.
"Geplante Obsoleszenz" nennen es Fachleute, wenn Unternehmen künstliche Schwachstellen in Produkte einbauen.

Freitag, 20. April 2012

Doof, doofer, Berliner Zeitung

Gibt es denn eigentlich gar niemanden, der sich gelegentlich anschaut, was das Content Management System eigentlich macht? Oder ein Fragezeichen hinter dem Polizeibericht einfügt?

Donnerstag, 19. April 2012


Automatisierte Körperanalyse zur Verbrechensbekämpfung?

Der Trend in der Überwachungstechnik geht zur Automatisierung, und weil die Rechner bekanntlich immer schneller werden, trauen die Informationstechniker ihnen einiges zu. Zum Beispiel mit Sensoren Daten über Körperbewegungen und -zustände erheben, um so auf bösartige, sprich "verbrecherische" Absichten zu schließen. Ich habe vor kurzem über solche Forschungsprojekte in Deutschland und den USA berichtet.

In The Atlantic, einem traditionsreichen und durchaus staatstragenden Magazin aus den USA, wird nun das Projekt FAST einer gründlichen Kritik unterzogen. Das Fazit lautet, kurz gesagt: Das wird niemals funktionieren! Das liegt daran, meint der Autor Alexander Furnas, dass die Grundgesamtheit der Überwachten zu groß ist, um aus ihr die echten Verbrecher rauszufischen. Das wiederum bedeutet in vielen, vielen Fällen Fehlalarm. Andererseits gibt es gar kein Analysematerial, um abzuleiten, welche Verhaltensweisen denn tatsächlich gute Vorhersage-Faktoren sind.
Thinking statistically tells us that any project like FAST is unlikely to overcome the false-positive paradox. Thinking scientifically tells us that it is nearly impossible to get a real, meaningful sample for testing or validating such a screening program (...) Predictive software of this kind is undermined by a simple statistical problem known as the false-positive paradox. Any system designed to spot terrorists before they commit an act of terrorism is, necessarily, looking for a needle in a haystack. As the adage would suggest, it turns out that this is an incredibly difficult thing to do. Here is why: let's assume for a moment that 1 in 1,000,000 people is a terrorist about to commit a crime. Terrorists are actually probably much much more rare, or we would have a whole lot more acts of terrorism, given the daily throughput of the global transportation system. Now lets imagine the FAST algorithm correctly classifies 99.99 percent of observations - an incredibly high rate of accuracy for any big data-based predictive model. Even with this unbelievable level of accuracy, the system would still falsely accuse 99 people of being terrorists for every one terrorist it finds. Given that none of these people would have actually committed a terrorist act yet distinguishing the innocent false positives from the guilty might be a non-trivial, and invasive task.
Nun sucht ADIS, ein deutsches Pendant zu FAST, in den Videoaufnahmen nicht nach "Absicht, eine terroristische Aktion durchzuführen", sondern nach "Absicht, körperliche Gewalt auszuüben", was häufiger vorkommt. Aber auch in diesem Fall werden angeblich nicht authentische Aufahmen von Gewaltverbrechen benutzt, um das Computermodell zu entwickeln, sondern - ja, was eigentlich?

 Ich persönlich vermute ja, dass die Sache mit der "intelligenten Video- beziehunsgweise Sensorüberwachung" ganz anders ausgehen wird, als Datenschützern wie Sicherheitstechnokraten gleichermaßen vermuten. Sie wird zwar gegenwärtig als Mittel dargestellt, individuelle Handlungen vorherzusehen, aber, falls sie überhaupt funktioniert, wird die Technik wesentlich plumper eingesetzt werden: etwa um festzustellen, ob Personen in einer Einkaufspassage sitzen oder liegen - steht für "Obdachloser / Schlaganfall" - oder für Personengruppen, die sich etwa bei öffentlichen Versammlungen gemeinsam in eine bestimmte Richtungen bewegen - steht für "Störenfriede / Friedensstörer".

Dienstag, 17. April 2012

Abrüstungsbemühungen im sogenannten Cyber-Krieg?

Zu der staatlichen Sabotage von Internetanwendungen und von Infrastrukturen, die auf dem Internet beruhen - meine persönliche Behelfsdefinition von "Cyberwar" - gehören Angriff und Verteidigung. Die Server ausfinding machen, von denen aus Malware verbreitet wird, ist das eine, selbst die Infrastruktur des Gegners anzugreifen, gehört selbstverständlich dazu. Großbritannien und die USA beispielsweise geben auch offen zu, solche "offensive Fähigkeiten" zu entwickeln, und ich vermute mal, dass auch irgendeine bundesdeutsche Behörde damit befasst ist. In einem (ansonsten ziemlich furchtbaren) Bericht über die Militarisierung des Cyberspace im Guardian versteckt sich folgende interessante Information:
With a buildup of cyberweaponry on both sides, Russia and China have called for negotiations to start on new treaties to govern what is permissible in the domain. The Russians, in particular, have favoured arms control-style agreements, and last September Moscow and Beijing formally proposed to the UN a new international code that would standardise behaviour on the internet. That has been flatly rejected by the UK and the US. They argue arms control treaties won't work because it will be almost impossible to verify the weapons each state has – computer viruses are more easily hidden than nuclear missiles.

Freitag, 13. April 2012

Software zur Netzwerkanalyse

Mittwoch, 11. April 2012