Donnerstag, 29. November 2012

Mittwoch, 28. November 2012

Fun fact # 14: Demokratie

In vielen Bundesstaaten der USA führt eine Vorstrafe zum Verlust des Wahlrechts. Davon sind in südlichen Staaten durchschnittlich etwa zwölf Prozent der schwarzen Bevölkerung betroffen. Anders gesagt, jeder zehnter Schwarze darf dort nicht wählen. In Florida sind es 23 Prozent, in Kentucky 22, in Virginia 20.

Dienstag, 27. November 2012

Götz Aly zweifelt: Geht „marktkonforme Demokratie“ überhaupt?

In der Berliner Zeitung von heute seziert Götz Aly das politisch-mediale Reden von der Gerechtigkeit. Das hätte sich lohnen können. Aly, als ehemaliger mit allen theoretischen Wassern gewaschener Sozialrevolutionär, hätte zum Beispiel fragen können: Gerecht für wen? Und wer bestimmt eigentlich die Spielregeln in der Konkurrenzgesellschaft, nach denen Gerechtigkeit beurteilt wird?

Pusteblume.

Stattdessen schilt Aly die breite Masse der "Gerechtigkeitsfreunde" als naiv beziehunsweise heuchlerisch. Er gießt Hohn und Spott aus über ihren naiven Wunsch nach Anführungszeichen Gerechtigkeit Anführungszeichen.
Merke: Arbeiter und Bauern, kleine Angestellte und Verbraucher verhalten sich niemals ungerecht; sie sind stets Opfer von Ungerechtigkeit! Und nun singen wir mit anschwellender Stimme im Chor: Uhuhungeheherähäähächt!
Geschliffene Polemik klingt übrigens anderes.
Nur nicht an die eigene Kraft, an selbstbestimmte unternehmerische Lust und Leistung glauben! Schrecklich, wenn jemand ohne Geld von Vater Staat eine Idee entwickeln würde.
Also los, ihr Jammerlappen und in der Krise Verarmten! Strengt mal euer bißchen Grips an, und dann rein ins Getümmel! Die Kanzlerin sprach ja kürzlich von der Notwendigkeit einer marktkonformen Demokratie. Die ist nötig, weiß auch der Kolumnist, aber ob die Europäer dazu überhaupt fähig sind, ist nicht klar.
Um ihre ökonomischen Grundlagen zu erhalten, müssen die Europäer aufhören, mehr Geld auszugeben als sie einnehmen. Sie müssen zeigen, dass Demokratien zu tiefgreifenden Strukturreformen fähig sind, zu solchen, die der Mehrheit oder großen Teilgruppen der Wahlberechtigten viel abverlangen.
Bestanden noch Zweifel, dass Alys Kritik der deutschen völkisch-nationalistischen Gemeinschaftsideologie der vergangenen Jahre von nichts anderem motiviert war als von seinem Hass auf sozialstaatliche Umverteilung? Die sind jetzt ausgeräumt.

Sonntag, 25. November 2012

Donnerstag, 22. November 2012

Donnerstag, 15. November 2012

Mittwoch, 14. November 2012

"Überwachen und lauschen"

Heute lief ein kurzer Radiobeitrag von mir bei Elektronische Welten: Informatiker in Deutschland versuchen mit Computer Vision und Sonifikation die Videoüberwachung effizienter zu machen.

Solche System liegen übrigens im Trend. Laut VDI laufen in Europa gegenwärtig rund 100 Forschungsprojekte, die "Intelligente Sicherheitssysteme" entwickeln, viele davon Mustererkennungsssyteme für Bewegtbilder.

Samstag, 10. November 2012

Über Traditionen des spieltheoretischen Denkens

Die Spieltheorie ist der mathematische Kern der gängigen (neoklassischen) Ökonomik. Muss das so sein - inwiefern entsprechen die spieltheoretischen Modellierungen dem neoklassischen Denken? Wie hingen Neoliberalismus und Spieltheorie historisch zusammen? Was kann der spieltheoretische Ansatz erklären, was nicht?

Meinen gegenwärtigen, ganz privaten Forschungsstand zur Spieltheorie und ihrer Geschichte gibt ein Artikel für die Züricher WOZ wieder, der diese Woche erschienen ist: "Wenn das Modell die Realität bestimmen will".
Kaum eine wissenschaftliche Methode war so erfolgreich: Seit John von Neumann und Oskar Morgenstern im Jahr 1944 die Grundlagen der Spieltheorie schufen, eroberte sie die Psychologie, Soziologie, die Politikwissenschaften und die Biologie. Ihre eigentliche Domäne aber sind die Wirtschaftswissenschaften. Gerade wurden zwei Spieltheoretiker wieder mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften geehrt. Insbesondere in der Mikroökonomie regiert sie fast unangefochten die Lehrstühle: Mathematisch exakt berechnet sie, was optimal sein soll – scheinbar neutral, ahistorisch und voraussetzungslos. Tatsächlich verbergen sich in ihren Grundannahmen und Modellen durchaus normative Annahmen, insbesondere über das menschliche Verhalten.
Ich versuche in dem knappen Text auch plausibel zu machen, dass eine angemessene Kritik der Spieltheorie nicht bei der Frage des Nutzens stehen bleiben darf. Vielmehr muss sie kritisieren, wie die Interaktion zwischen strategisch handelnden Menschen gefasst wird - was also "Rationalität" und "Kooperation" eigentlich spieltheoretisch bedeuten. Denn die gängige Kritik moniert vor allem den reduktionistischen Begriff von Nutzen, der letztlich an Geldbeträgen modelliert ist. Nutzen gilt als unendlich teilbar und übertragbar, der x-Wert für Freundschaft soll y Faulheit und z Schokolade entsprechen.
Das ist tatsächlich keine "heuristische Vereinfachung", sondern ein Hirngespinst. Aber die ebenso fragwürdigen Prämissen der Spieltheorie über die menschliche Interaktion sind weit weniger beachtet worden. Hier geht es nicht darum, was die Spieler angeblich wollen, sondern darum, was sie können, was ihnen zuzutrauen ist.
Das ist keine scholastische Frage, sondern hat weitgehende politische Konsequenzen. Für Spieltheoretiker können beispielsweise Gemeingüter nur tragisch enden. Ausschließlich Situationen, in denen eine äußere Macht Verhaltensregeln durchsetzt und die Kosten dafür übernimmt, sind als "kooperativ" definiert. Damit steht die Spieltheorie nicht nur in der Tradition Adam Smiths, der dem egoistischen Markthandeln zutraute, als unsichtbare Hand die Gesellschaft zum Wohle aller zu ordnen. Sie fragt vielmehr mit Thomas Hobbes, wie gesellschaftliche Regeln entstehen und sich erhalten können. "Jeder Vertrag ist nur kraft seiner seiner Nützlichkeit gültig; fällt diese weg, so wird auch der Vertrag hinfällig und verliert seine Gültigkeit", postulierte Spinoza im Jahr 1670. "Darum ist es töricht, von einem anderen ewige Treue zu fordern, wenn man nicht gleichzeitig dafür sorgt, dass ihm aus dem Bruch des abzuschließenden Vertrages mehr Schaden als Nutzen erwächst." In einem fiktiven "Naturzustand" herrscht ein Krieg aller gegen alle.
Dieses Gesellschafts- und Menschenbild ist nicht nur für blauäugige Idealisten schwer auszuhalten. Als unhinterfragter Ausgangspunkt der Spieltheorie kann er nur zu kontrafaktischen Ergebnissen führen, sobald es um mehr geht als Auktionen zu planen. Mir wäre es auch sympathischer, diesen Aspekt kritisch herauszustellen: Statt die Spieltheoretiker anzuklagen "Ihr dürft menschliches Handeln nicht auf mathematische Operationen reduzieren!", würde ich darauf hinweisen: "Ihr liegt mir euren Beschreibungen und Prognosen offensichtlich falsch."

Soweit erstmal. Fortsetzung folgt.

Mittwoch, 7. November 2012

In letzter Zeit mache ich ja eher weniger in Stilkritik. Du wirst einfach nicht fertig. Während du einen Artikel schmähst, erscheinen zwei neue, die noch schlimmer sind. Ist ja eigentlich nicht verwunderlich: Je schlechter die Arbeitsbedingungen der Kolleginnen und Kollegen, desto weniger sorgfältig wird formuliert, also nachgedacht. Besonders fällt das auf, wo Stimmung machen und Atmosphäre verbreiten zum Job dazu gehören.
Wenn es Orte gibt, an denen die Trostlosigkeit wohnt, dann hat sie hier ein Zuhause gefunden. Ganz unten in einem dieser Elfgeschosser, die wie ein mürbe gewordener Zahn am Stadtrand von Berlin stehen, aschfahl, vernachlässigt, ein grau gewordener Menschenkäfig.
Aber was Constanze von Bullion gestern in der Süddeutschen abgeliefert hat, ist, by all standards, ein starkes Stück. Prosa.
Harry H. hat in Nummer 54 gewohnt, Parterre rechts … Sie riecht nach Rauch, und das wenige, das drinnen zu erkennen ist, sieht nicht nach einem trauten Heim aus.
Gemeint ist Spandau. Harry H. hat also in Nummer 54 gewohnt. Aber ein richtiges Zuhause war das nicht. Vielleicht hat er sich ja mit seiner Mitbewohnerin, der Trostlosigkeit, nicht verstanden.
Betitelt ist der Text übrigens mit „Rache für ein kaputtes Leben“ Fragezeichen. Rache? Wer weiß. Wessen Rache? Wer weiß. Von Bullion bestimmt nicht. Weder Bekannte des Opfers, noch des Täters haben mit ihr geredet. Aber sie verfasst natürlich trotzdem gerne 5 000 Zeichen.

Dienstag, 6. November 2012

Sonntag, 4. November 2012

Samstag, 3. November 2012

"Im Prinzip übersteht man jede Therapie"

Ein neues Interview bei Telepolis. Ich habe mit dem forensischen Psychiater und seit kurzem Buchautor Hans-Ludwig Kröber über Sicherungsverwahrung, Therapierbarkeit und die Faszination am sogenannten Bösen gesprochen.
Das neue "Therapieunterbringungsgesetz" ist ein Etikettenschwindel. Weil der Europäische Gerichtshof die nachträgliche Sicherungsverwahrung, wie sie in Deutschland praktiziert wurde, kassiert hat, ist man auf den Ausweg verfallen, Straffälligkeit und Verbrechen unter das Etikett "psychisch gestört" zu fassen. Alle, von denen man eine Rückfallgefahr annimmt, werden für psychisch gestört erklärt: "Wir sperren die nicht ein, wir therapieren die!" Der Hintergrund ist, dass das Gericht die zwangsweise Unterbringung nur erlaubt, wenn die Betroffenen psychisch krank sind und therapiert werden. Für Straftaten ab dem 1. Januar 2011 ist die nachträgliche Verwahrung nicht mehr möglich, stattdessen die "Therapieunterbringung", die aber plus minus genau dasselbe ist. Dass es dabei ums Therapieren ginge, ist ein Teil dieses Etikettenschwindels. Dazu muss man wissen, dass viele derjenigen, für die dieses Gesetz gemacht wurde, schon drei, vier, fünf Therapien hinter sich haben! Man übersteht im Prinzip jede Therapie, bleibt nur die Frage, ob sie das Verhalten ändert. Die Idee ist völlig abwegig, fünfzigjährige Männer mit über zwanzig Jahren Knasterfahrung in einer therapeutischen Zauberwerkstatt umzukrempeln. Und alle wissen das, auch die politisch Verantwortlichen.

Donnerstag, 1. November 2012

Fun fact # 13: Arbeitsmarkt

Ein Prozent der Beschäftigten der USA sind bei der Supermarktkette Walmart angestellt. Dazu kommen etwa noch mal so viele, die Waren zu den Geschäften bringen und die Läden sauber und in Schuss halten.