Dienstag, 26. April 2011

Montag, 25. April 2011

Eine kurze (literarische) Geschichte der Post-Privatisierung

Im neuen London Review of Books schreibt James Meek eine wunderbare Geschichte der Post-Privatisierung in Großbritannien und den Niederlanden - über die Rückkehr der Heimarbeit für 3 Euro die Stunde, über die Zeit, als der Neoliberalismus noch neu war und über die Zukunft des Briefes. Es tut so gut, einen Artikel über ein solches Thema zu lesen, der einmal nicht so intellektuell kurzatmig ist wie das, was im Spiegel, der Zeit oder im Freitag steht.
Somewhere in the Netherlands a postwoman is in trouble. Bad health, snow and ice and a degree of chaos in her personal life have left her months behind on her deliveries. She rents a privatised ex-council flat with her partner and so many crates of mail have built up in the hallway that it’s getting hard to move around. Twice a week one of the private mail companies she works for, Selektmail, drops off three or four crates of letters, magazines and catalogues. She sorts and delivers the fresh crates but the winter backlog is tough to clear. She thinks her employers are getting suspicious. I counted 62 full mail crates stacked up in the hall when I visited recently.

Nicht so gut gefällt mir das Ende über die "antinationalen Rentenfonds" ("Through their relatively generous pension scheme, British postmen are capitalists too."), aber sonst: nichts zu meckern.

Mittwoch, 20. April 2011

Professionell

In der Zeit von heute wird Reporterin Carolin Emcke vorgestellt.
Sie besucht zumeist die Schauplätze von Tragödien wie das vom Erdbeben heimgesuchte Haiti und besonders konfliktträchtige Orte wie den Gaza-Streifen.
Da ist bestimmt journalistisches Gespür nötig, um von zuhause aus zu erkennen, an welchen Einsatzorten die Tragödien stattfinden! Wie viel Pomp passt eigentlich in einen kurzen Satz?

Dienstag, 19. April 2011

Im New Statesman kritisiert Laurie Penny den Antidepressiva-Boom - der übrigens weitergeht, auch wenn kaum jemand mehr darüber berichtet. Zwei Zahlen aus Großbritannien:
7 per cent of British workers are now reliant on antidepressants. The 43 per cent rise in the number of antidepressant prescriptions in the UK since 2006 has been attributed "to the recession", as if the mass self-tranquilisation of despairing workers were an inevitable response to the economic downturn.

Samstag, 16. April 2011

Wegsperren, aber wie?

Massimo Bognanni beschreibt in einem ganz guten Beitrag in der Zeit, was das Therapieunterbringungsgesetz für die psychiatrischen Gutachter bedeutet:
Nur Straftäter können untergebracht werden, die wegen einer "psychischen Störung" eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellen. Über das Vorliegen einer solchen Störung entscheiden Landesgerichte. Das Gesetz schreibt vor, dass die "psychische Störung" mit zwei unabhängigen Gutachten bewiesen werden muss. Doch an diesem Punkt regt sich Widerstand von den zuständigen Ärzten. Denn bei jedem Gewalt- und Sexualverbrechen wird schon im Gerichtsverfahren geprüft, ob eine psychische Erkrankung Grund für das Verbrechen ist. Liegt eine solche Krankheit vor, wird der Angeklagte wegen verminderter Schuldfähigkeit freigesprochen oder in eine psychische Klinik eingewiesen. Sicherungsverwahrte, wie die Sexualstraftäter in Freiburg, wurden in ihren Prozessen jedoch als voll schuldfähig eingestuft.
"Störung" ≠ "Erkrankung" - mit dieser juristischen Konstruktion sollen die sogenannten Altfälle hinter Gitter gehalten werden. Denn, schreibt Bognanni:
Ein grundsätzliches Problem ist außerdem, dass es einen Grund geben muss, um einem gefährlichen Straftäter nach Ablauf seiner Strafe erneut die Freiheit zu begrenzen.

Das ist ein Problem. Meistens nennen sie es "Rechtsstaatlichkeit".

Mittwoch, 13. April 2011

Fun fact # 5: Fortschritt

Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion ist die durchschnittliche Lebenserwartung russischer Männer von damals 63 Jahren um mehr als vier Jahre gefallen.

Grafik des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung

If you're going to San Francisco ...

.. be sure to have your ID on you!

Die Stadtverwaltung von SF will das Nachtleben offenbar unter Kontrolle bekommen. Zu diesem Zweck plant sie das übergriffigste Überwachungsprojekt, von dem ich bis heute gehört habe: Kneipen, Restaurants und Clubs (mit Raum für mehr als 100 Besucher) sollen die Ausweis-Daten all ihrer Besucher, Mitarbeiter und eventuell auftretender Künstler erheben und für mindestens 15 Tage in einer Datenbank aufbewahren! Im Wortlaut:
All occupants of the premises shall be ID Scanned (including patrons, promoters, and performers, etc.).  ID scanning data shall be maintained on a data storage system for no less than 15 days and shall be made available to local law enforcement upon request.

Dass zusätzlich zu dieser Datensammlung die Lokale verpflichtet werden sollen, Kameraaufnahmen von allen Eingängen und Ausgängen für denselben Zeitraum vorzuhalten, fällt da wohl kaum noch ins Gewicht.

Ein Bündnis auf Bürgerrechtsorganisationen, darunter die Electronic Frotier Foundation, weist darauf hin, was aus dieser Datenbank beispielsweise heruasgelesen werden könnte.

Events with strong cultural, ideological, and political components are frequently held at venues that would be affected by these rules. Scanning the ID’s of all attendees at an anti-war rally, a gay night club, or a fundraiser for a civil liberties organization would have a deeply chilling effect on speech.

Einen kurzen Filmbericht gibt es hier.

Dienstag, 12. April 2011


Vorbildliche Initiative


Vorbildliches Sortiment


Vorbildliche Toleranz




Donnerstag, 7. April 2011



Musikalisch sehr na ja. Aber Geschwindigskeitsrekord.

"Der Zusatzbeitrag der Krankenkassen ist der Einstieg in die Kopfpauschale"

Heute ist mein Interview mit Hartmut Reiners, einem Experten für Gsundheitspolitik, bei Telepolis erschienen. Darin räumt Reiners mit einigen gängigen Halb- und Unwahrheiten auf.

Sie nennen die "Kostenexplosion im Gesundheitssystem" einen Mythos. Warum?

Hartmut Reiners: Man muss sich zunächst die Frage stellen, warum diese pyrotechnische Metapher überhaupt so populär ist. In jeder anderen Branche wird Wirtschaftswachstum schließlich jubelnd begrüßt. Der Grund dafür ist, dass die Krankenversicherungsausgaben Teil der Lohnkosten sind - und die sind in Deutschland angeblich zu hoch.

Schon seit 40 Jahren wird behauptet, dass die Ausgaben im Gesundheitssystem explodieren würden. Ein Blick auf die Statistiken genügt, um festzustellen, dass das nicht stimmt. Die GKV hat nachweislich seit den 1980er Jahren einen konstanten Anteil zwischen 6 und 6,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Nach 2000 sind die Ausgaben sogar teilweise gesunken. Da explodiert überhaupt nichts! Nur die Beitragssätze, die sind enorm gestiegen.

Warum?

Hartmut Reiners: Die Einnahmen der Krankenkassen sinken, weil nur die unteren und mittleren Einkommmensgruppen entsprechend ihrer Löhne in die GKV einzahlen. Die Reallöhne in Deutschland schrumpfen, und die GKV wird eben zum größten Teil aus den Löhnen finanziert. Es genügt die Kenntnis der Grundrechenarten, um zu erkennen, dass bei sinkenden Einnahmen und gleichbleibenden Ausgaben die Beitragssätze steigen müssen.

Mittwoch, 6. April 2011

Fun fact # 4: Schulsystem

Der deutsche Staat gibt für einen Platz an einer öffentlichen Schule im Jahr 4900 Euro im Jahr aus. Für einen Platz an einer "Privatschule" bezahlt er im Jahr durchschnittlich 3800 Euro.

Montag, 4. April 2011

Fun fact # 3: Arbeit

Jeder fünfte Beschäftigte im deutschen IT-Sektor leidet irgendwann am sogenannten Burnout-Syndrom.