Montag, 19. Juli 2021

Fun fact # 49: Mangelernährung

Gar nicht witzig: 2,4 Milliarden Menschen haben nicht genug Nahrung, um jeden Tag satt zu werden. Im letzten Jahr ist die Zahl der Hungernden und ihr Anteil an der Weltbevölkerung gestiegen.

Laut UN waren 9,9 Prozent aller Menschen im vergangenen Jahr unterernährt, verglichen mit 8,4 Prozent im Jahr 2019. Dieser Anstieg wurde durch Krieg, Klimawandel und Wirtschaftskrise ausgelöst.

Montag, 12. Juli 2021

Wie die "Laborunfall-These" mein Wochenende ruinierte

Stammt SARS-Cov-2 aus einem virologischen Labor? Die kurze Antwort lautet: "Nein!" Eine etwas längere habe ich für Telepolis geschrieben, leider ein Epizentrum des Geschwurbels in Deutschland. Der Artikel hat die Form eines Erlebnisberichts. Denn mein mehr oder weniger erfolgreicher Versuch, mich in dieser Frage zu orientieren, taugt als Exempel: Wissenschaftliche Autorität hilft bei manchen Fragen nur bedingt weiter, und die Lagerbildung zwischen "Wissenschaftsleugnern" und "Experten" führt unter Umständen in die Irre.

So jedenfalls ging es mir:

Ich verbringe den Samstag und Sonntag auf dem Sofa liegend, unterbrochen von kurzen Abstechern in die Küche und ins Bad. Ich suche und lese so lange, bis ich ausreichend Belege für meine ursprüngliche Überzeugung gefunden habe: Die kognitive Dissonanz wird bereinigt. Im Internet geht das, dennoch bleibt ein ungutes Gefühl zurück.

Je länger ich das Internet durchsuche, umso häufiger fällt mir auf, dass Daten und Namen sich unterscheiden. Wie bei der Replikation eines Virus nimmt die Zahl der Mutationen der Fakten mit der Zeit zu, durch Abschreiben, Ergänzen und Weglassen. Dabei unterscheiden sich etablierte und alternative Medien kaum.Je länger ich das Internet durchsuche, umso häufiger fällt mir auf, dass Daten und Namen sich unterscheiden. Wie bei der Replikation eines Virus nimmt die Zahl der Mutationen der Fakten mit der Zeit zu, durch Abschreiben, Ergänzen und Weglassen. Dabei unterscheiden sich etablierte und alternative Medien kaum.

Überhaupt ähneln sich beide Seiten in dieser Kontroverse mehr, als ihnen lieb sein dürfte. Sie reklamieren die Rationalität für sich, die sogenannte Wissenschaftlichkeit, Skepsis und Methode, Quantifizierung. Aber sie berichten nur, was zur jeweiligen Ausgangshypothese passt und argumentieren tendenziös. "Seht, ich habe Ockhams Rasiermesser!", schreiben die einen. "Nein, ich!", antworten die anderen. "Das ist doch nur eine Klobürste."

Während ein Twitter-Rudel unter dem Hashtag DRASTIC eifrig und ziemlich wahllos angebliche Indizien für einen Laborunfall zusammenträgt, betreibt die Mainstream-Presse einen "Nanny-Journalismus": in einfacher Sprache, begütigend und beruhigend, aber sachlich immer wieder falsch. Journalisten und Wissenschaftler filtern Informationen aus, die ihnen geeignet scheinen, die Masse auf dumme Gedanken zu bringen. Das penetrante Mantra der Verschwörungstheoretiker "Wem nützt es?" - letztlich das einzige Wahrheitskriterium, das sie kennen - wird zum Maßstab der Berichterstattung.

Montags ist dann der vorherige Zustand wieder erreicht - "Die Laborunfall-These ist höchstwahrscheinlich falsch!" - aber mein Vertrauen in die biologische Fachwelt hat gelitten.

Mein Fazit: Wir müssen eine eigene Haltung entwickeln, auch bei wissenschaftlich äußerst komplexen Fragen. Wir können uns niemandem anvertrauen.
Ohne inhaltliche Auseinandersetzung bleibt nur die Mehrheitsmeinung und der allgemeine wissenschaftliche Konsens, die bewährte Hierarchie und der intellektuelle Konformismus. Das sind schlechte Ratgeber. Oder aber, auf der Gegenseite, der Verweis auf die vermuteten Interessen eines Diskutanten - ebenfalls wenig hilfreich.

Weil wir nicht alle zu Universalgelehrten werden können, brauchen wir eine Wissenschaft, die möglichst unabhängig von staatlichen und kommerziellen Interessen agiert. Die glaubwürdig ist, weil nachvollziehbar nützlich. Sich "der Wissenschaft" anzuvertrauen, kann jedenfalls nicht die Lösung sein, wenn es hart auf hart kommt. Aufklärung ist ein kollektiver Prozess, zu dem alle individuell beitragen müssen. Im gegenwärtigen Nebel der Desinformation und in einem Klima der Feindbestimmung ist das ein mühseliges und zeitraubendes Geschäft.