Montag, 27. Juni 2016

Qualitätsjournalismus Twitter-Style

Wennn sich die Ereignisse überschlagen, so wie gerade in Großbritannien, muss es schnell gehen. Leider kommt es mir manchmal vor, als wäre diese Geschwindigkeit wie ein rassend schneller Kreisel, der sich auf derselben Stelle dreht.

Wie die Reporterin, die eine neue Entwicklungen in der gegenwärtigen Krise der Labour Party erst in alle Welt twittert und eine Minute später die Korrektur hinterherschickt. Weshalb beide Nicht-Nachrichten dann einträchtig bei der BBC stehen.

Sonntag, 19. Juni 2016

Bolle, mitten im Sommer

Am Sonnabend war ein 20-jähriger Twingo- Fahrer gegen 17.30 Uhr auf dem Tempelhofer Damm in Fahrtrichtung Tempelhofer Hafen unterwegs, als er verkehrsbedingt im linken Fahrstreifen anhalten musste. Dahinter soll ein weiteres Fahrzeug angehalten haben, aus dem vier Insassen ausstiegen und gegen die Fahrertür geschlagen und getreten haben, bis sie diese schließlich öffnen konnten. Die bisher Unbekannten sollen den jungen Mann dann aus dem Wagen gezogen und ihn mehrmals getreten haben. Als ihm der 19-jährige Beifahrer zur Hilfe kam, soll dieser ebenfalls geschlagen worden sein.
So steht es in der Berliner Zeitung von gestern. Die Amerikaner sagen road rage dazu, ich nenne es Berliner furor teutonicus automobilis.
Anschließend stiegen die Täter wieder in ihren Renault, fuhren los, rammten dabei einen im rechten Fahrstreifen wartenden Smart und schoben ihn so zur Seite. Der angegriffene Fahrer erlitt Verletzungen am Kopf und kam mit einem alarmierten Rettungswagen in ein Krankenhaus.
Zwischen den Zeilen der Polizeimeldung gelesen: die Autos am Tempelhofer Damm stehen am Freitagnachmittag wieder einmal dicht an dicht, es geht einfach nicht voran und die Nerven liegen blank. Der Motor heult, der Fahrer schimpft, aber es nutzt nichts. Die anderen sind im Weg, also: Feinde. Die durchschnittliche Geschwindigkeit mit dem Auto liegt in dieser Stadt nur wenig über 20 Stundenkilometer, aber das hindert die Fahrer nicht, zwischen zwei Ampeln auf 80 kmh zu beschleunigen. Der Irrsinn im Straßenverkehr wird immer lebensgefährlicher.

Freitag, 17. Juni 2016

Als ich noch ein Berufsanfänger war, lernte ich schnell, dass Floskeln zu den Kernqualifikationen eines Journalisten gehört. Sozusagen aus Notwehr begann ich damals, Phrasen zu sammeln, die ich mir selbst verbot (und bis heute habe ich mich weitgehend daran gehalten). Mein kleines "Lexikon der verbotenen Phrasen" findet sich hier.

Nun entdecke ich das schöne Projekt Floskelwolke, das mehr oder weniger denselben Ansatz verfolgt, allerdings interaktiver und gründlicher: alles drin, von "Abstellgleis" bis "zeitnah"! Betrieben wird die Seite von den Nachrichtenredakteuren Udo Stiehl und Sebastian Pertsch.

Dienstag, 14. Juni 2016

Die Masse macht's

Für das Neue Deutschland habe ich einen Artikel über Crowdworking / Crowdsourcing geschrieben (ist hinter einer Paywall, die brauchen jeden Cent!). Aus meinem Text:
„50 bis 70 Wörter“ über eine Wolljacke verfassen, damit sind bei Greatcontent 1,47 Euro zu verdienen – allerdings nur, sofern der Text nicht gekürzt wird, denn bezahlt wird lediglich die veröffentlichte Textmenge, nicht die abgelieferte! Die Digitalisierung macht es möglich, Tätigkeiten ins Netz zu verlagern, digitale Minijobs für Mikrolöhne. Oft ist von Crowdsourcing die Rede, ein Kofferwort aus den englischen Ausdrücken Crowd (Masse) und Outsourcing (Auslagerung). Der besondere Charme dieser Arbeitsform: Die entsprechenden „Plattformen“ treten lediglich als Vermittlungsagenturen zwischen Auftraggebern und selbständigen Auftragnehmern. Ob die Beschäftigten sich eine Sozialversicherung leisten können oder der Lohn angemessen ist, all das geht einen solchen „Marktplatz“ nichts an.

Freitag, 10. Juni 2016

Bekanntlich ist es nicht einfach, Filme gegen den Krieg zu machen, die nicht zu Kriegsfilmen werden. Die Bilder der Gewalt faszinieren uns, die Bewegungen von Flucht und Angriff sind spannend, egal welche Absichten der Regisseur hatte. Wer nur auf Schauwerte abstellt, tappt in die Falle. Das gilt ebenso für die Berichterstattung.

Und was macht nun die Redaktion von web.de? Die kennt nur Schauwerte und Click-Mengen, weshalb sie ein sexy Propagandabild einer Mörderbande, mit Bildberarbeitung aufgepeppt, einfach - übernimmt.

Freitag, 3. Juni 2016

Kollege Roboter, Vorarbeiter Computer

Wie verändert die Digitalisierung die Fabrikarbeit? Allerweltsweisheiten über die "Industrie 4.0" kursieren zuhauf. Ich habe mich für die Sendung Impuls bei SWR 2 bemüht, hinter die Fassade zu schauen. Für meine Reportage habe ich zwei Fabriken besucht und mit vielen Wissenschaftlern gesprochen.
Die deutsche Arbeitswissenschaft sucht gegenwärtig nach der perfekten Mischung – der optimalen Kombination von menschlicher Arbeit und automatischen Maschinen. Aber nach welchen Kriterien soll beurteilt werden, welches Mischverhältnis das richtige ist?

Mittwoch, 1. Juni 2016