Dienstag, 14. November 2017

Nicht für das Leben lernen wir

In der FAZ von gestern beklagt Heike Schmoll die Leistungen der Bildungseinrichtungen:
Kaum eine Universität kommt ohne Liftkurse aus, um im Gymnasium versäumte Grundkenntnisse nachzuholen. Hier liegt das Hauptproblem der jeweiligen Bildungssysteme: Keine Schulart nimmt ihre Pflicht wirklich ernst, die Anschlussfähigkeit für die nächsthöhere Bildungseinrichtung zu garantieren. Das beginnt in der Kita, die gemeinsam mit den Eltern zumindest für die sprachlichen Voraussetzungen vor Schulbeginn sorgen müsste, das aber nur selten schafft. ... Die Abiturienten haben dann zwar eine Studienberechtigung, aber keine Studienbefähigung in der Tasche.
Etc. Solche Klagen erklingen seit den 1980er Jahren. Interessant ist nur die Überschrift:
Die Schularten werden ihrer Verantwortung als Zulieferer nicht gerecht.
So sieht`s aus, liebe Kinder, liebe Lehrer: Zulieferer seid ihr für die deutschen Unternehmen. Angestellte einerseits, das Rohmaterial andererseits in Lernfabriken, ein Fließband in dieser Megamaschine von der Kita über die Berufsschule oder Unibis zum Arbeitsplatz.

Donnerstag, 2. November 2017

"Bildung! Bildung! Bildung!"

Die Sendung Andruck beim Deutschlandfunk hat diese Woche meine Besprechung von Konrad Paul Liessmanns "Bildung als Provokation" gebracht.
Politisch unangenehm, aber durchaus folgerichtig: Bildung lässt sich weder vermessen noch kontrollieren, weder aufspalten noch portionsweise verteilen, kurz: nicht effizient organisieren.
Vielen Lehrern und Universitätsdozenten wird der Autor aus dem Herzen sprechen. Dass das pädagogische Feld am besten bestellt ist, wenn wir sie von weiteren Innovationen und Reformen verschonen, dieser Verdacht hat einiges für sich. Er kennzeichnet die gegenwärtige Bildungspolitik überzeugend als innerweltliche Religion – mit allem, was dazu gehört: Erlösungshoffnungen, Priesterschaft und Ritus, in diesem Fall: Lösung sämtlicher gesellschaftlicher Probleme, pädagogisches Expertentum und Kennzahlen.

Kritisch anmerken möchte ich noch, dass Liessmann leider nur gegen die Verflachung der Bildung streitet, nicht für ihre Verallgemeinerung. Dass er Verflachung und Vermassung gleichsetzt macht den elitären Charakter seiner Kritik aus.