Montag, 6. Dezember 2010


Sicherungsverwahrung, zum allerallerallerletzten Mal und nur wegen dem Allerletzten - nämlich jenem Artikel, der vor zwei Tagen in der BILD erschien.
Sex-Täter will zurück in den Knast

Polizisten bewachten ihn wochenlang, rund um die Uhr. Klaus-Dieter W. (51) ist ein gefährlicher Sextäter, musste aber aus der Sicherungsverwahrung entlassen werden. Jetzt will er zurück in den Knast – freiwillig! Letzte Woche rief der Mann (saß u.a. wegen Vergewaltigung) in der JVA Werl an, jammerte über die „feindliche Umwelt". Dann sagte er: „Ist mein Arbeitsplatz noch frei? Muss ich denn was tun, um unter Eure Fittiche zu kommen?“
Na, eben das, wonach die Journaille geifert: einen Mord begehen, vergewaltigen. Aber unbedingt vorher BILD Bescheid sagen, damit die einen Fotographen vorbeischicken.
Ein weiterer Fall: Der in Dortmund lebende Sextäter Walter W. (48, Name geändert). Er zu BILD: „Ich habe Angst um mein Leben.“ Der gelernte Dreher wollte angeblich von vorne anfangen. „Doch das ist nicht leicht. Versuchen Sie mal, mit Polizeibeamten im Schlepptau Bewerbungsgespräche zu führen.“
Die Autoren dieses Artikels "A. Wegener und F. Schneider" haben zu erwähnen vergessen, dass nicht nur Polizeibeamte, sondern auch Boulevard-Journalisten den Entlassenen rund um die Uhr folgen und beispielsweise die Nachbarn fragen, was sie eigentlich davon halten, dass ein "Sex-Gangster" in ihrer Nähe wohnt. Dass BILD sogar eine Deutschland-Karte veröffentlicht hat, in der die Aufenthaltsorte der Ex-SVler preisgegeben werden. Dass Anfang November der Justizminister von Sachsen angekündigt hat, SVern eine "Anschlussunterbringung" anzubieten, weil "viele gar nicht raus wollen", haben sie auch nicht mitbekommen. Nachdem BILD und andere Gossenblätter alles getan haben, um ihre Resozialisierung unmöglich zu machen, finden die Schreiber es kurios, dass manche der Entlassenen zurück in den Knast wollen.