Sonntag, 7. April 2013

Demokratisierung durch sousveillance?


In der neuen Ausgabe von "Aus Politik und Zeitgeschichte" (PDF) findet sich auch ein Text von mir, nach langer, langer Zeit mal wieder etwas Medienwissenschaftliches (tatsächlich habe ich für diesen Artikel meinen alten Ordner aus dem Studium noch einmal aufgeschlagen).
Das Heft beschäftigt sich mit aus verschiedenen Perspektiven mit "Transparenz und Privatssphäre", und mein Thema ist entsprechend die eher unerwünschte Transparenz von Polizeigewalt, die durch sousveillance, Überwachung von unten entsteht.

Die „Überwachung von unten“ etablierte sich als massenhafte Praxis in den weltweiten sozialen Protesten seit 2008. Ob in Ägypten, Israel, Spanien oder den USA, stets sehen sich Polizisten von einer Schar Demonstranten umringt, die mit ihren Mobiltelefonen den Einsatz filmen.
Aber nicht nur im Rahmen solcher politischer Mobilisierungen wächst die sousveillance. Bürgerrechtsgruppen in britischen und amerikanischen Großstädten beginnen, alle Möglichkeiten auszunutzen, die Smartphones und Internet bieten, um Polizeikontrollen im öffentlichen Raum zu dokumentieren.
Ich beschreibe zwei avancierte souveillance-Versuche (eines aus London und ein anderes aus New York) und umreiße, wo es in Zukunft Konflikte geben wird.
Wenn die Bilder ihren Betrachtern auch nicht notwendigerweise kommunizieren, dass es sich tatsächlich um skandalöse Vorgänge handelt, so kommunizieren sie doch zumindest, dass ihre Verbreiter davon überzeugtsind, Skandalöses zu verbreiten. Es handelt sich um den Versuch eines agenda setting von unten. Möglicherweise ist dieser Aspekt das eigentlich Entscheidende. Sie sind Ausdruck des Selbstbewusstseins von Mediennutzern, die, mit der Polizei konfrontiert, darauf beharren,der eigentliche Souverän zu sein.