Dienstag, 15. Januar 2019

Anmerkungen zu Krisengeschichte, proletarischer Erfahrung und Automatisierung

In der aktuellen Ausgabe der OXI schreibe ich über die Kardinalfehler der aktuellen Automatisierungsdebatte. Einer davon: die angeblich so smarten, autonomen, intelligenten, kognitiven Geräte denken nicht.
Das Verhältnis von Autonomie und Fremdbestimmung, zwischen Lohnarbeit und Gerät ist komplex. Es darf nicht nach einer Seite hin vereindeutigt werden, wie es etwa Marx mit seiner unglücklichen Formulierung vom Arbeiter als einem »bloßen Anhängsel der Maschinerie« tat. Die Lohnarbeiter wenden Maschinen an, die gleichzeitig sie anwenden sollen. Sie müssen sie kontrollieren können – sonst ist ihre Arbeit überflüssig –, aber gleichzeitig werden sie (über die datenproduzierende Maschine) vom Management kontrolliert. Die Lohnarbeit ist das denkende Werkzeug, der autonome Diener des Kapitals, so wie es die Automaten versprechen. Roboter wären tatsächlich die besseren Arbeiter, wenn sie nur nicht so furchtbar dumm wären.
Die Anwendung des eigenen Verstandes im Arbeitsprozess gehört durchaus zur proletarischen Erfahrung. Allerdings auch das Gegenteil, weil Arbeiterinnen und Arbeitern brutal klar gemacht wird, wo, wann und zu welchem Zweck er oder sie zu denken hat. Diesen Widerspruch zu ertragen, ist vielleicht das schwerste. Nennen wir's Entfremdung (Hilfsausdruck)

Das Heft lohnt sich insgesamt, schon wegen des wirklich schönen Layouts. Solltet ihr allerdings euch das wirklich nicht leisten können, empfehle ich die ungekürzte Version auf meiner Webseite.