Sonntag, 29. April 2012

Über Transparenzfetischisten und ihre Feinde

Im Moment hacken ja alle auf der Piratenpartei herum - und das zum Teil aus ganz falschen Gründen. In der aktuellen Konkret ist meine Kritik an Byung-Chul Hans "Transparenzgesellschaft" erschienen.
Gegen die Idee einer nach-privaten Gesellschaft, die noch die letzten Winkel ausleuchtet, wendet Han ein, daß menschliche Beziehungen allzu scharf betrachtet kaputt gehen. Keine Liebe hält es aus, unters Mikroskop gelegt zu werden. Aber so naiv die Befürworter einer post-privacy sind, die sich selbst unter Dauerbeobachtung stellen wollen, so obskurantistisch ist Hans Kritik an der Vernetzung. Stattdessen plädiert er für das Geheimnis, das Unsagbare und Unberechenbare.
Mir kommt es übrigens immer mehr so vor, als sei der letzte Topos - Kulturkritik, die die Quantifizierung zur Wurzel allen Übels erklärt - eine besonders deutsche (romantische) Tradition.